Als das Schlosstheater Moers im September 2019 eine Bühnenbearbeitung von Camus‘ Roman Die Pest auf die Bühne brachte, war von Corona noch keine Rede. Inzwischen hat die Wirklichkeit Roman und Theater eingeholt – denn auch, wenn derzeit nicht die Pest herrscht, sind die Parallelen zu Camus‘ Darstellung der Seuche doch verblüffend. Nicht zufällig erklomm der Roman mehr als 70 Jahre nach der Erstveröffentlichung (1947) wieder die Bestsellerlisten und war streckenweise in Frankreich, Italien und Deutschland ausverkauft. „Im März druckte der Rowohlt-Verlag die 90. Auflage des sogenannten Buches der Stunde. Denn kaum ein Stoff schien aktueller zu sein: Eine Stadt im Ausnahmezustand, Quarantäne für die Gesunden, Isolation für die Kranken, ein Arzt, der mit seinen Helfern unermüdlich versucht, die unkontrollierbare Situation unter Kontrolle zu bringen, Behörden, deren Funktionsfähigkeit auf dem Prüfstand steht, Menschen, die von ihren Liebsten getrennt solange ausharren, bis die Tore der Stadt wieder geöffnet werden…“ (*) Ein gutes Jahr nach der Premiere nimmt das Schlosstheater Moers das Stück in der Inszenierung von Ulrich Greb ab 22. Oktober 2020 wieder in den Spielplan auf.
Aber haben wir nicht längst alle die Nase voll vom Seuchenthema? Ja, gut möglich. Will man sich das trotzdem auch noch im Theater angucken? – Ich hoffe es. Denn ich kann mir sehr gut vorstellen, dass gerade das Erlebnis dieser Inszenierung, die die Zuschauer sehr direkt mit in die Handlung hineinzieht, einen aus der Nase-voll-Lethargie herausholen kann. Dass sie die Augen öffnet und das wirklich spürbar macht: „Die quälende Erfahrung der Einsamkeit und die Handlungsunfähigkeit des Einzelnen; gleichzeitig die Erfahrung, dass Solidarität das einzige Mittel gegen das Unrecht ist, das uns alle verbindet: nämlich, dass wir alle sterben müssen, ohne zu verstehen warum.“ (*)
Mich hat die Inszenierung seinerzeit sehr begeistert, nachzulesen hier: Diese Krankheit geht uns alle an – Großartige Umsetzung von Albert Camus‘ Roman „Die Pest“ am Schlosstheater Moers
In der Wiederaufnahme ab 22. Oktober 2020 gibt es eine Neubesetzung: Ekkehard Freye, von 2005-2010 Ensemblemitglied am Schlosstheater Moers und derzeit festes Ensemblemitglied am Theater Dortmund, übernimmt die Rolle des Tarrou von dem verstorbenen Frank Wickermann. (Lena Entezami, die das Haus verlassen hat, wird die Produktion als Gast weiterspielen).
Aufführungen am:
22.10.2020, 19.30 Uhr; 24.10., 19.30 Uhr (ausverkauft); 29.10., 19.30 Uhr;
30.10., 19.30 Uhr.
Infos und Karten: www.schlosstheater-moers.de. Kartentelefon 0 28 41 / 88 34-110.
(*) Viola Köster vom Schlosstheater Moers in der aktuellen Pressemeldung.