Patti Smith, Albert Camus und ich sitzen im Café und lesen – Patti Smith zum 75. Geburtstag

Den Song „Wing“ performte Patti Smith schon mehrfach als „Tribute to Albert Camus“ – so auch im Film „Vivre avec Camus“ (siehe weiter unten).

Wuppertal, 30.12.2021. Ich sitze im Café und lese. Lese, wie Patti Smith im Café sitzt und liest. Sie liest Unfall in der Nacht von Patrick Mondiano. Ich lese Hingabe von Patti Smith. Patti Smith hatte ihr Notizbuch eingepackt, sie wollte im Café schreiben, aber es war zu laut, Arbeiter bohrten mit Presslufthämmern die Straße neben dem Café auf, deshalb liest sie nur und schreibt nicht. In meinem Café höre ich nur Stimmen, Gesprächsfetzen, das Rauschen einer Lüftungsanlage, das Klirren von Geschirr und das Zischen der Kaffeemaschine, weshalb mich nichts am Schreiben hindert. Denn natürlich habe auch ich mein Notizbuch dabei. Ich schreibe auch gern im Café, am liebsten allerdings Tagebuch, eigentlich kann ich Tagebuch sogar am allerbesten im Café schreiben. Aber der Blog ist ja auch so etwas wie ein Tagebuch, zumindest hin und wieder. Patti Smith fliegt noch am selben Tag, an dem sie im Café Mondiano gelesen hat, von New York nach Paris. Für den Flug packt sie mehr zufällig eine Monographie über Simone Weil ein.* In Paris wird sie wieder im Café sitzen und lesen und dann auch schreiben; diesmal im Café Flore. Von all dem schreibt sie in diesem 2017 erschienenen Buch mit dem Titel Hingabe (deutsch bei Kiepenheuer&Witsch 2019), das ich heute nochmal hervorgeholt und mit ins Café genommen habe, um mit Patti Smith ihren 75. Geburtstag zu verbringen.

Lektüre im Café: „Hingabe“ von Patti Smith auf den Spuren auch von Albert Camus. ©akr

Lesend begleite ich sie auf ihrem Flug nach Paris und folge ihr ins Hotel, wo sie vor dem Einschlafen durch die TV-Kanäle zappt, wobei sich in ihr Bilder festsetzen, die Erinnerungen und Assoziationen auslösen. Am nächsten Morgen geht’s dann, wie an jedem folgenden Tag, zum Frühstück ins Flore, wo sie schwarzen Kaffee und Eier mit Schinken bestellt. Ich treffe sie sehr gern dort, vor allem, weil es in der Realität meine Mittel deutlich übersteigen würde. Noch lieber aber begleite ich sie im Anschluss zu Gallimard, wo sie ihren Lektor trifft, der ihr die Tür zu Albert Camus‘ Büro öffnet. Sie schaut von dort in den Garten und denkt: Das ist auch sein Ausblick gewesen. In einer Vitrine sind Bücher von Simone Weil ausgestellt, die Gallimard unter Camus‘ Ägide als Lektor nach ihrem Tod veröffentlicht hat. Monsieur Gallimard empfängt sie in seinem Büro. „Auf dem Kaminsims steht die Uhr, die Saint-Exupéry seinem Großvater schenkte. Wir steigen abgetretene Marmorstufen hinunter, gehen durch den blauen Salon und treten in den Garten, wo Yukio Mishima auf einem weißen Rattanstuhl fotografiert wurde.“ So geht es weiter… mit Genet und James Joyce, Brancusi, Nabokov, Victor Hugo, Picasso… und so geht es vermutlich jedem Kulturmenschen, der mit seinem persönlichen literarischen und künstlerischen Koordinatensystem durch Paris läuft: Alles ist aufgeladen mit Geschichten, nie sieht man nur die Gegenwart, immer blickt man auch Schicht über Schicht auf das, was einmal war.

Patti Smith streift umher, sie geht zum Haus von Simone Weil und denkt an Albert Camus, wie er, kurz bevor er den Nobelpreis erhält, zum Weil-Haus pilgert, um seine Gedanken zu erforschen. Ich denke beim Lesen, dass ich auf meinen vielen Paris-Spaziergängen „auf den Spuren von…“ diesen Gang versäumt habe. Ich werde das vielleicht beim nächsten Paris-Besuch nachholen, und dann daran denken, wie Patti Smith zum Weil-Haus pilgerte und dabei daran dachte, wie Camus … Immer mehr komme ich mir beim Lesen dieses Buches vor wie in einem Spiegelkabinett. Erst recht, als Patti Smith anderntags ihren Lektor trifft, um mit ihm die Reise nach Südfrankreich am nächsten Morgen durchzugehen – es geht nach Sète, wo eine Buchpräsentation geplant ist. Ausgerechnet in dem mir so vertrauten Sète, wohin ich auch schon mit Camus gereist bin… Und natürlich essen sie Meeresfrüchte in einem Café am Hafen und steigen den Hügel hinauf zum Cimetière Marin, dem für mich schönsten Friedhof der Welt, um das Grab von Paul Valéry zu suchen. Am nächsten Morgen entdeckt sie auf einen Spaziergang den schönen kleinen Park mit der Neptunstatue, neben dem ich bei all meinen Aufenthalten wohnte, sie setzt sich auf eine Bank, holt Notizbuch und Stift heraus, um zu schreiben… Ich hätte sie dort treffen können. Dann trennen sich unsere Wege, denn Patti Smith reist mit dem Eurostar weiter nach London, um das Grab von Simone Weil auf dem Bybrook Cemetery zu besuchen.

Ist das alles für den Leser interessant, weil es Patti Smith ist, die das erzählt? Ich kann es nicht einschätzen, mir fehlt die Distanz, weil es mir ständig so vorkommt, als hätte auch ich das schreiben können, was dann für den Leser wohl weniger interessant wäre, was mich aber nicht daran hindert, es trotzdem aufzuschreiben. – Aber bei all dem, was in diesem Buch so alltäglich-privat daherkommt, geschieht etwas. Wir sehen Patti Smith nämlich nicht nur zu, wie sie da im Café oder auf der Parkbank sitzt und schreibt, wir erleben auch, ohne es in dem Moment zu wissen, wie dabei das entsteht, was einmal eine Geschichte werden wird. Es geht die ganze Zeit gar nicht nur um die biographische, beinahe tagebuchartige Erzählebene – es geht um die geheimnisvolle Alchemie, wie aus all diesem alltäglich Erlebtem sich grundverschiedene Dinge zusammenfügen, wie Motive erkennbar werden, wie sie sich verknüpfen und eine Geschichte entsteht.

Diese Erzählung, ebenfalls mit dem Titel Hingabe, macht den zweiten Teil des Buches aus. Es ist eine seltsame kleine Geschichte von einer jungen Eiskunstläuferin, gerade sechzehn Jahre alt, allein, mittellos, die völlig besessen ist von ihrem Traum „einfach nur zu laufen“.
Sie läuft auf einem zugefrorenen Teich im Wald, nur für sich, nicht für die Augen anderer, bis sie den Mann entdeckt, der ihr schon seit Tagen gefolgt ist und der sie fasziniert beobachtet; ein Mann in den späten Dreißigern, privilegierter Herkunft, ungemein vermögend, der ihr alles bietet – vor allem neue Schlittschuhe, eine Trainerin und die Möglichkeit, unabhängig vom Winter Eislaufen zu können. In der sich entwickelnden Beziehung sind beide auf unterschiedliche Weise Nutznießer. Sie ist geprägt von einer durchaus heftigen und dennoch eher unterkühlten Erotik, und die Atmosphäre bleibt trotz einer überraschenden dramatischen Wendung in etwa so frostig wie auf dem zugefrorenen Teich. Vielleicht lassen mich die Schicksale dieser Figuren deshalb emotional so unberührt, obwohl sie die Phantasie durchaus anzuregen vermögen.

Spannend ist diese Geschichte dennoch – spannend ist es nämlich, darin Motive aus dem ersten Notizbuch-Teil des Buches wiederzuentdecken und zu erahnen, wie sie sich im Kopf der Autorin zusammengesetzt haben.

Der dritte Teil Ein Traum ist kein Traum beginnt und endet wieder als Reflexion über das Schreiben – und führt dazwischen nach Lourmarin ins Haus von Camus. Patti Smith hat eine Einladung von Catherine Camus angenommen. Sie erzählt, wie Catherines Assistent sie am Bahnhof in Aix-en-Provence abholt, „und alle Befürchtungen, die mich zuvor bewegt hatten, zerstreuten sich angesichts seiner Freundlichkeit und dem herzlichen Empfang.“ Ich denke: Ich bin eine sehr privilegierte Leserin, denn ich kann exakt nachfühlen, was sie erlebt hat – ich habe es selbst erlebt, als ich zur Premiere von Joël Calmettes Film Vivre avec Camus nach Aix reiste und mit dieser entwaffnenden Freundlichkeit von Alexandre empfangen wurde, der mir in Nullkommanix alle Scheu genommen hatte, bevor er mich Catherine Camus vorstellte. Es war jene Filmpremiere über Menschen auf der ganzen Welt, für die Albert Camus eine besondere Rolle spielt, und in dem wir beide vorkommen, Patti Smith und ich, weil wir beide auf ganz verschiedene und doch sehr verwandte Weise unsere Leben in Anwesenheit von Albert Camus leben. Im Film erzählt sie, dass es immer wie eine Verabredung mit Camus sei, wenn sie in ihr Notizbuch schreibt, dass sie Der glückliche Tod sicher 20 Mal gelesen habe, und dass sie immer, wenn sie von einer Tournee zurückkehrt und sich zurückzieht, um zu schreiben, erst einmal Camus liest. „Wenn ich schreibe, fühle ich, was ich alles von ihm gelernt habe und immer noch lerne“, sagt sie.

Inzwischen ist es auch in meinem Café so laut geworden, dass ich nicht mehr schreiben kann. Verursacht nicht von Arbeitern mit Presslufthämmern (das wäre mir lieber), sondern von zwei Frauen, die sich in raumfüllender Lautstärke auf dem Mobiltelefon nervtötende Musik vorspielen, und die es offenbar nicht die Bohne interessiert, dass sie nicht allein auf der Welt sind. Bevor mein aufsteigender Zorn über diese sich derzeit scheinbar explosionsartig vermehrende Spezies der Gattung „IchIchIch“ zu heftig wird und sich der Graben der étrangeté zwischen mir und meinen Mitdaseienden noch weiter auftut, verlasse ich das Café. Dankbar für diese lesende, schreibende Stunde, in der ich erneut erfahren habe, wie sich zwischen Autor und Leser ein geheimnisvolles Band knüpft, wie es sich mit jeder gelesenen Seite weiter verwebt und sich schließlich ausspannt als ein verbindendes Netz zwischen den Ufern zweier Seelen, die sich im richtigen Leben wohl nie begegnen werden. Thank you, dear Patti Smith, and happy happy birthday!

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Patti Smith, Hingabe. Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2019

*Francine du Plessix Gray: Simone Weil. Penguin books 2001 (nur noch antiquarisch, z.B. hier)

Albert Camus, Lektüre fürs Leben. Doku von Joel Calmettes (Arte 2013). Beitrag mit Patti Smith ab ca. Minute 48.

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Patti Smith in Kürze: 1946 in Chicago/USA geborene Musikerin und Songwriterin, gerne und sehr häufig als „Godmother of Punk“ bezeichnet. Sie selbst verstand sich nach eigenen Worten immer mehr als Lyrikerin, der ihre Songs die Möglichkeit geben, ihre Gedichte vorzutragen – eine Gemeinsamkeit mit ihrem engen Freund Bob Dylan, für den sie stellvertretend 2016 in Stockholm den Literaturnobelpreis abholte. Seit Ende der 1960er Jahre lebt sie in New York, 2017 kaufte sie das Haus des französischen Dichters Arthur Rimbaud in Roche/Frankreich. Das Musikmagazin Rolling Stone listet sie auf Rang 47 der 100 größten Musiker sowie Rang 74 der 100 besten Songwriter aller Zeiten. Dies und mehr lässt sich rasch bei Wikipedia nachlesen. Wikipediabeitrag über Patti Smith

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10 Antworten zu Patti Smith, Albert Camus und ich sitzen im Café und lesen – Patti Smith zum 75. Geburtstag

  1. jean-louis marie sagt:

    Liebe A-K!

    Obwohl ich kein Fan weder von Patti Smith – warum eine so belanglose Musik auf vielen schönen Worte – noch von Patrick Modiano – trotz Nobelpreis – hat mir dieser Eintrag in deinem Blog enorm gefallen, als ob ein viel persönlichere Farbe sich da eingeschlichen hätte. Es soll ein gutes Omen für das Neue Jahr sein. Ich freue mich schon darauf.
    Gute Wünsche habe ich schon geäußert . Bleiben noch viele liebe Grüße
    J-L

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Cher Jean-Louis, merci bien für deinen Kommentar und die Ermunterung, mir auch persönlichere Beiträge zu erlauben! Ein paar in der Richtung gibt es ja schon, mal sehen, was 2022 bringen wird! Auch für dich nochmal alles Gute! Bien cordialement, A-K

  2. Reino Kropfgans sagt:

    Liebe, dieser Superlativ macht mich ganz verlegen. Ich danke Ihnen herzlich.
    Ihre Arbeit erlebe ich auch als Beispiel für ein leidenschaftliches, sinnstiftendes Leben, das seinem Sujet treu bleibt und damit zeigt, dass orientierungsloses Zappen durchs Leben den Hunger nach Sinn nie befriedigt.
    Wir wurden ohne Vorwarnung in ein dumpfes Zeitalter der Einschüchterung, des Misstrauens, der Angst, der Abschottung und der Vereinsamung geworfen. Und vielen werden damit die Augen geöffnet über ihr ungelebtes, entfremdetes Leben, das sich in neuen Flachbildschirmen, SUVs, TV-Soaps, Kreuzfahrtreisen oder Schönheits-OPs erschöpft hat. Die verlorene zwischenmenschliche Berührung im physischen wie im übertragenen Sinn lässt uns unsere eigentliche Bestimmung neu entdecken.
    Und eine von vielen Möglichkeiten, zurück zum Sinn zu finden, kann die Erkundung eines Kosmos‘ wie der von Camus sein.
    Dieser Arbeit haben Sie sich unbeirrbar verschrieben und wir Leser tasten uns wie an einem Laserstrahl daran entlang, um immer neue Landschaften, Inspirationen und Erkenntnisse zu entdecken. Danke!
    Möge das Licht am Ende dieses Tunnels nicht der entgegenkommende Zug sein.

    „Perdre la vie est peu de chose et j’aurai ce courage quand il le faudra. Mais voir se dissiper le sens de cette vie, disparaître notre raison d’existence, voilà ce qui est insupportable. On ne peut vivre sans raison.“
    A. C.

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Lieber Reino Kropfgans, damit wir uns jetzt nicht weiter gegenseitig in Verlegenheit bringen: Nur nochmals ein herzliches Dankeschön!

  3. Reino Kropfgans sagt:

    Liebe Anne-Kathrin Reif,
    es ist kurz vor vier frühmorgens und Ihr Text saugte mich sozusagen ein. Dem geheimnisvollen Band zwischen Autor und Leser konnte ich nicht entkommen.
    Ich konnte schlicht nicht mehr aufhören, mit Ihnen diese fast physische Präsenz von Camus, Patti oder Catherine nachzufühlen.
    Ja, ich hab den Film gesehen, Ihr Buch gelesen und die Blog-Beiträge begleiten mich seit Jahren wie ein Ruf zum Innehalten, zur Verbundenheit, zur Rückbesinnung und zum inneren Lächeln.
    Die versinkende Welt des Existenzialismus, der ontologischen Tiefe und der Suche nach dem modernen Menschsein geht unter im Gedudel der Smart-Phones und der Video-Clips. Unsere Spezies hat ihren evolutionären Höhepunkt überschritten. Desaster wetterleuchtet am Horizont. Wir sollten uns jetzt langsam mal an den Händen fassen. Und das tun Sie …
    Sie würden mir und unzähligen anderen fehlen, wenn Sie aufhörten. Merci beaucoup!
    Reino Kropfgans

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Lieber Reino Kropfgans, Ihr Kommentar ist einer der schönsten, die ich jemals bekommen habe – ich danke Ihnen sehr, sehr herzlich. Eine solche Wertschätzung, ein solch unverhoffter Zuspruch überstrahlt so manches Trübes aus diesem für uns alle nicht leichten Jahr und zündet eine Leuchtrakete in dieser Silvesternacht, die ja einmal mehr eher dunkel sein wird. Ich freue mich, Sie auch weiterhin unter meinen Lesern zu wissen! Bien cordialement, Anne-Kathrin Reif

  4. SCHOTT PIERRE sagt:

    Bien chère,
    Le bureau d’Albert Camus chez Gallimard, qui aura également été celui du poète André Velter (directeur collection poésie de 1998 à 2017) – il m’a raconté, un jour, toute l’émotion qui l’avait étreint le jour où il en avait pris possession : „Vous vous rendez compte, Pierre : le bureau d’Albert Camus !“
    Bon bout-d’an (comme on dit en Provence), bien chère Anne-Kathrin

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Cher Petrus, merci beaucoup d’avoir partagé ce souvenir avec nous! Pour toi aussi, tous mes vœux pour une merveilleuse année 2022 – et même si tout ne sera pas facile: C’est une année de vie! Avec mes meilleures salutations en Provence, très cordialement Anne-Kathrin

  5. HGB Gerhard Heise sagt:

    Habe persönlich nachweislich Patti getroffen! Camus nie. Leider. Was aber nicht geschehen darf, ist das die Prominenten jetzt Teil eines pseudo intellektuellen Spielkasino werden. Alle kennen Patti, aber sie kennt keinen von uns! Mit dieser Künstlichkeit muss es ein Ende haben. Diese Vereinnahmung von Prominenten finde ich absurd und kitschig! Camus braucht keine Patti und sie Smith ist eine ganz clevere Person. Aber ja sie hat auch einmal ganz tolle Musik mit ihren Musikern produziert. Heute lebt sie sprichwörtlich als Multimillionärin von „denen da Draußen“ und wir sind nicht ihre Untertanen. Also in dem Sinne „Power to the People“. We don´t need another hero!

    • Anne-Kathrin Reif sagt:

      Lieber Herr Heise, vielen Dank für Ihren Kommentar. Leider muss ich gestehen, dass mir nicht klar geworden ist, was genau Sie damit zum Ausdruck bringen möchten. Ich nehme Ihre kritische Stimme wahr, aber nicht die zugehörige Begründung. Wer betreibt das „intellektuelle Spielkasino“? Patti Smith, ich, wir beide – und was meinen Sie damit? Wieso sollte eine Musikerin, Künstlerin, Autorin „uns“ kennen, und was ist künstlich daran, dass sie es nicht tut? Auch die „Vereinnahmung von Prominenten“ kann ich meinem Text nicht zuordnen, in dem es um Geistesverwandtschaften über die Zeiten hinweg geht – eben so wie in Calmettes „Vivre avec Camus“: Was bedeutet jemand, der ein Werk geschaffen hat, mit dem er über die Zeiten hinweg wirkt, fürs eigene Leben? Sollte Patti Smith tatsächlich Multimillionärin sein, was ich nicht weiß, wäre es mir im Gegensatz zu Ihnen allerdings vollkommen gleichgültig. Warum sollte ein Mensch nicht durch seine Kunst reich werden, und wieso sollte er dadurch automatisch ein schlechter Mensch werden? Und ganz ohne sie zu kennen habe ich keineswegs den Eindruck, sie würde ihr Publikum als „Untertanen“ ansehen. Schön, dass Sie persönlich keinen „Helden“ brauchen – ich persönlich bin durchaus dankbar für Menschen wie Albert Camus oder Patti Smith, die mir ihre Gedanken, ihre Musik, ihre Kunst schenken und mich inspirieren, ohne dass dabei eine blinde Heldenverehrung herauskäme. Übrigens: Bei Tina Turner, die Sie zitieren, stört es sie ja offenbar auch nicht, dass sie mit ihrer Musik reich geworden ist… Aber vielleicht habe ich ja auch alles ganz falsch verstanden. Mit den besten Wünschen für ein glückliches Jahr 2022, Anne-Kathrin Reif

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