Paris, 25. Juli 2014. Gestatten, das ist Katze. Nein, da fehlt nicht der bestimmte Artikel, denn die Katze heißt auch Katze. Nun ist 365 Tage Camus sicher nicht der Ort für Cat-Content, aber immerhin ist Katze der Grund, warum ich jetzt vier Wochen in Paris verbringen kann. Schließlich braucht eine echte Pariser Katze einen menschlichen Dosenöffner, und da ihre eigentlichen Hausangestellten verreist sind und ich gerade ein bisschen Zeit übrig habe, darf ich diese Aufgabe übernehmen. Vier Wochen Paris also, und das im Hochsommer. Schon nach einem Tag ist mir klar, dass ich in dieser Zeit nicht auf Teufel komm raus die Stadt nach Spuren von Camus abgrasen werde. Wer sich zurzeit hier freiwillig bewegt, ist selber schuld.
Ich hatte ganz vergessen, wie sich eine echte Großstadt mitten im Sommer anfühlt. Nach dem Ende der Studentenzeit, als ich mich in den Sommersemesterferien auf Italienreise begab und wochenlang in Rom hängenblieb, habe ich Großstädte zu dieser Zeit immer gemieden. Jetzt kehrt mit einem Schlag die Erinnerung daran mit allen Sinnen zurück: Wie die von der Sonne aufgeheizten Häuserfronten jede Straße in eine Backröhre verwandeln und schon nach wenigen hundert Schritten jedes noch so dünne Kleidungsstück am Körper klebt. Wie von den Straßen dieser unverwechselbare Geruch von heißem Asphalt und Abgasen aufsteigt, der sogleich ein ebenso heftiges wie unerfüllbares Verlangen nach klarer, sauerstoffreicher Berg- oder Seeluft in mir auslöst. Wie man sich drinnen ständig entscheiden muss, ob man die Fenster öffnet, um ein bisschen Luft in stickige Räume zu lassen, oder ob man sie besser geschlossen hält, um den Lärm von hupenden Autos, schnaufenden Bussen und den Fernsehgeräten der Nachbarn draußen zu halten. Klingt nicht sehr verlockend? Kommt drauf an. Beim ersten Kaffee am Straßenrand, als mich zugleich mit diesem Großstadtsommergeruch all die Erinnerungen überfielen an jene Zeiten, als das Leben noch unerschöpflich schien und das Vergehen von Zeit noch keine Rolle spielte, fühlte ich mich jedenfalls schlagartig 30 Jahre jünger. Und das ist ja auch schon mal nicht so übel.
Dass Camus Katzen mochte, ist übrigens unbestritten. Zu gerne würde ich als Beleg dieses schöne Foto von Camus mit Katze im Garten zeigen, das ich jetzt vor Augen habe, was aufgrund der Bildrechte aber leider nicht geht. Wenn Sie aber Albert Camus mit Katze googlen, finden Sie es sofort.
Was ich eigentlich sagen wollte: Wohin es mich und den Blog in dieser Zeit führen wird (oder ob ich mit Katze und Camus-Lektüre im zimmergroßen Garten hinter dem Haus sitzen bleiben werde), ist also vollkommen offen. Ich schlage vor: Lassen wir uns doch gemeinsam überraschen. In diesem Sinne: à bientôt!
à bientôt!
Katzen haben diese Gabe beim „Klick“ noch im Bild zu sein, für unser menschliches Auge, doch wenn man das Foto dann ansieht, waren sie schon „längst“ weg.
Gruss aus Argentinien
Ich freue mich auf die Fortsetzung des Blogs aus Paris!
Nicole Nau