Heinz Robert Schlette übergibt seine Bibliothek: Aachen hat jetzt ein Albert-Camus-Archiv

Günter Sydow, Ruth und Heinz Robert Schlette (mit der Urkunde zur Ehrenmitgliedschaft), Angelika Yvens, Sebastian Ybbs, Ronja Forbrig, Jürgen Kippenhan (Präsidium der Albert Camus-Gesellschaft).
©Foto: Matthias Lüffe

Prof. Dr. Dr. Heinz Robert Schlette, Doyen der deutschen Camus-Forschung, hat seine umfangreiche Fachbibliothek der Albert Camus-Gesellschaft in Aachen übergeben. Am 15. September 2018 wurde das Camus-Archiv in den Räumen des Institut Français eingeweiht.

Ein Gastbeitrag von Sebastian Ybbs

Nach 42 Jahren ist eine Idee zur Wirklichkeit geworden. 1976 wandte sich der heute 87-jährige Heinz Robert Schlette mit der Frage, was er von der Idee zur Gründung eines Albert Camus Archivs hielte, an den aus Aachen stammenden Philosophieprofessor Hermann Krings. Am vergangenen Samstag ist der Wunsch in Erfüllung gegangen –ausgerechnet in Aachen.

Während 60 Jahren hat der Theologe und Professor der Philosophie Heinz Robert Schlette, der zuletzt an der Universität zu Bonn lehrte, eine Bibliothek angelegt, die nahezu alles beinhaltet, was von und zu Albert Camus veröffentlicht wurde. Nun hat er diesen Bestand von über 300 Büchern der vor vier Jahren in Aachen gegründeten Albert Camus Gesellschaft überlassen, die das Archiv in den Räumen des Institut Français, in Anwesenheit von Prof. Schlette und seiner Frau Ruth Schlette feierlich eröffnet hat.

Voller Enthusiasmus hat der betagte Heinz Robert Schlette die 69 Stufen zum Albert Camus Archiv erklommen. 
Foto: Matthias Lüffe

Angelika Ivens, Leiterin des Deutsch-Französischen Kulturinstitutes, betonte, wie sehr es ihr eine Herzensangelegenheit war, diese Bibliothek in ihren Räumen unterzubringen. Schon oft habe sich ihr Institut mit Albert Camus beschäftigt, in Kursen, Vorträgen und sogar Studienreisen auf den Spuren des Schriftstellers, Philosophen und engagierten Journalisten.

Es war nur eine beiläufige Frage von Prof. Schlette, als er vor drei Jahren zu einem Vortrag über Camus nach Aachen angereist war, ob wir schon einmal über die Gründung eines Albert Camus Archivs nachgedacht hätten“, berichtete Sebastian Ybbs, Präsident der Albert Camus Gesellschaft, „doch der Gedanke ließ uns nicht mehr los und so begannen wir, ein Konzept zu entwickeln und einen Kooperationspartner zu suchen.“ Es sei der Gesellschaft ein Anliegen, diese besondere Bibliothek zusammen und aktuell zu halten, denn immer noch gibt es Neuveröffentlichungen zu dem weltweit meist übersetzten Autoren, dessen Ideen an Aktualität nicht verlieren.

Tragende Persönlichkeit des Archivs ist Günter Sydow, Buchhändler und Gründungsmitglied der Albert Camus Gesellschaft, der die Bibliothek nicht nur mit zahlreichen Exemplaren und Besonderheiten aus seinem eigenen Beständen ergänzt, sondern das Archiv in mühsamer Kleinarbeit eingerichtet und katalogisiert hat. Insgesamt zählt der Bestand damit rund 600 Bücher, dazu Zeitungsartikel, zahlreiche Abhandlungen und Rezensionen.

Die Einzigartigkeit der Sammlung bezieht sich jedoch nicht nur auf den Umfang an Schriften – die Bibliothek beherbergt auch einige Raritäten wie Erstausgaben, Original-Artikel aus 1960 zum Tod von Albert Camus oder eine Sonderausgabe der Pest, die anlässlich der Literaturnobelpreis-Verleihung 1957 an Camus herausgegeben wurde.

Mit Dank wandte sich Sebastian Ybbs auch an die Sponsoren und Unterstützer, die Buchhandlungen „Das Buch“ aus Eilendorf und die „Mayersche“ und ganz besonders an das philosophische Institut LOGOI.

Zum Ende der Feierlichkeiten gab es noch einen kleinen Höhepunkt. Sebastian Ybbs betonte, welche Ehre es gewesen sei, als Professor Schlette, der immerhin weltweit als einer der bedeutendsten Camus-Forscher gilt, in die Albert Camus Gesellschaft eingetreten ist. Deshalb haben deren Mitglieder beschlossen, ihm zur Feier der Archiv-Eröffnung die Ehrenmitgliedschaft zu verleihen.

Info:
Das Archiv befindet sich in einem Dachstübchen des Institut Français Aachen, Theaterstraße 57. Die Bücher sind katalogisiert, der Bestand ist auf der Webseite Albert-Camus-Gesellschaft.org einzusehen. Noch nicht katalogisiert sind die Aufsätze, Zeitschriften etc., dies soll aber innerhalb der nächsten Wochen geschehen. Das Archiv kann nach Absprache besucht werden. Kontakt ebenfalls über die Webseite.

Günter Sydow (Bild links), verantwortlicher Archivleiter, ist in seinem Element, wenn er den Besuchern die Bibliothek vorführt. Prof. Dr. Dr. Heinz Robert Schlette (Mitte), Blick in das Dachzimmer des Institut Français mit dem Camus-Archiv.©Fotos: Matthias Lüffe

 

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