Eine schöne Reaktion auf meinen letzten Beitrag zu Juliette Gréco erreichte mich heute: Dieter Fränzel, Wuppertaler und einer der besten Jazz-Kenner im Land, schickte mir dieses wunderbare, von ihm selbst 1958 aufgenommene Foto und auch die Geschichte dazu, die ich hier sehr gerne weitergebe (auch wenn Camus mal nicht drin vorkommt…)!
Liebe Anne-Kathrin,
es hat mich gefreut und gerührt, dass Du Juliette Gréco einen Beitrag auf deinem Camus-Blog gewidmet hast. Ich hatte mehrmals das Glück, sie aus der Nähe zu erleben. Zum ersten Mal im Sommer 1958 in Boppard am Rhein, wo ich Juliette Gréco als Schauspielerin bei Dreharbeiten zu einem Spielfilm beobachten konnte. Der Film, eine britische Krimi-Produktion, wo sie als Hauptdarstellerin neben dem damals sehr populären O.W. Fischer agierte, kam 1959 unter dem Titel Die schwarze Lorelei in die deutschen Kinos. Der Film spielte am Rhein und auf einem Schleppkahn auf dem Fluss. Als Kurgast in Boppard hatte ich Zeit, die Filmarbeiten zu verfolgen, natürlich bei entsprechendem Abstand. Aber ich fand einen Moment, die Gréco während einer Drehpause aus der Nähe zu fotografieren. Nachdem ich in einem Fotoladen Abzüge machen ließ – ich sah, die Momentaufnahme im Profil der schönen Französin (sie war da 31 Jahre) war gelungen – suchte ich nach ihr mit dem Foto in der Tasche und sah sie in einem Café, ging mutig auf sie zu und bat sie um ein Autogramm. Das schrieb sie mir ohne zu zögern und lächelte mich an. Und ich war glücklich. Das war also meine erste Begegnung mit der faszinierenden Frau, die als Sängerin Karriere machen sollte. Wie es der Zufall so will, bekam ich Anfang der 1960er Jahre einen Job bei einer Düsseldorfer Konzertagentur, die mit französischen Künstlern wie Gilbert Bécaud, Charles Aznavour, Marcel Marceau u.a. Tourneen in Deutschland organisierte. So wurde auch Juliette Gréco zu Konzerten in deutschen Großstädten eingeladen, meines Wissens ihre erste Deutschland-Tournee als Chansonsängerin. Sie kam 1963 auch zu einem Gastspiel nach Wuppertal, und ich durfte sie im Hotel Kaiserhof abholen und zur Stadthalle begleiten. Jedes Mal, wenn ich sie später auf der Konzertbühne gesehen und gehört habe, war ihr Erscheinen für mich ein berührendes Erlebnis. Gesprochen habe ich die große Juliette Gréco nicht mehr, meine Französisch-Sprachkenntnisse hätten auch nicht ausgereicht.
Lieber Dieter, ganz herzlichen Dank für diese schönen Erinnerungen!
Liebe Anne-Kathrin,
verschiedene Ereignisse bestimmen meine Erinnerungen an einen Sommertag 1961 in Paris. Die Auseinandersetzungen zwischen der rechtsextremen Untergrundarmee O.A.S. und der algerischen Befreiungsfront F.L.N. eskalierten. Es gab erneut ein Plastikbomben-Attentat der O.A.S. Im Quartier Latin wurde ich Zeuge einer brutalen Massenverhaftung algerischer Bewohner durch die Pariser Polizei. Tröstlich wurde die Bekanntschaft mit einer schweizerischen Kunststudentin welche mich zum Besuch einer Keller-Bar vis à vis der Kirche Saint-Julien-le-Pauvre einlud, in welcher am Abend Juliette Greco – nicht nur singend – auftreten sollte. Es wurde, wie sich denken lässt, ein wunderbarer Abend mit schönen Folgen. Die liebe Schweizerin „schleuste“ mich einige Tage später in einen Zeichenkurs an der École des Beaus-Arts Paris mit ebenfalls schönen Folgen…
Lieber Klaus, ich finde es wunderbar, diese verschiedenen Erinnerungen zu hören, die als gemeinsamen Bezugspunkt alle Juliette Gréco haben! Ganz herzlichen Dank für dieses kleine Stückchen Zeitgeschichte, das du hier geteilt hast. Für alle, die nicht wissen, welche schönen Folgen der Zeichenkurs an der École des Beaus-Arts in deinem Leben hatte: einen kleinen Einblick gibt es auch hier im Blog:
http://www.365tage-camus.de/camus-die-kunst-und-das-meer-das-eine-gottheit-ist/
Einige Leute bleiben mehr als eine schöne Erinnerung…
Schönen Gruss aus der Provence !
D’accord! Herbstliche Grüße aus dem Bergischen in die (noch sonnige?) Provence!