Eine Parade von Steinen und Wasser (Aus dem Tagebuch von Camus)

Paris, 16. August 2014. Meine letzte Woche in Paris ist angebrochen… Ich habe mich einmal mehr in die Tagebücher von Camus vertieft, und will mich nun in den letzten Tagen doch noch einmal gezielt auf Spurensuche begeben…

Camus kam zum ersten Mal 1937 nach Paris – damals nur eine kurze Etappe auf seiner großen Europareise, die ihn von Algier aus unter anderem auch nach Österreich, Prag, Böhmen und nach Italien führte. Eigentlich hatte er gehofft, länger in Paris bleiben zu können – sein Freund Gabriel Audisio hatte sich nach einer Arbeit für ihn umsehen sollen, war aber erfolglos geblieben. Es war im gleichen Monat wie jetzt, im August, als er in Paris ankam. Camus, 23 Jahre alt, kämpfte wieder einmal gegen seine Krankheit, er fühle sich leer und ausgehöhlt und schreibt vom Fieber, das in den Schläfen pochte. Dennoch spürt man in diesen kurzen Zeilen noch eine Offenheit und Neugier gegenüber der Stadt, die ihm bislang so fern und zugleich als übermächtige Hauptstadt des Mutterlandes Frankreich vermutlich allgegenwärtig gewesen war. Der erste Paris-Eintrag, der sich im Tagebuch findet, liest sich so:

„Zärtliche und bewegende Stimmung von Paris. Die Katzen, die Kinder, die Ungezwungenheit des Volkes. Die grauen Farben, der Himmel, eine gewaltige Parade von Steinen und Wasser.” (1)

Knappe drei Jahre später, als er dank der Vermittlung seines Freundes Pascal Pia einen Sekretärsposten bei der Zeitung Paris-Soir angetreten hatte, sollte sich das schon ganz anders anhören… (Fortsetzung folgt…).

P.S. Dass Camus in seinem ersten Eindruck von Paris die Katzen erwähnt, freut meine Pariser Hausgenossin Katze natürlich besonders.

 

(1) Albert Camus, Tagebuch 1935-1942, Deutsch von Guido G. Meister, Rowohlt, Reinbek 1963, S. 48.
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