115 ist nicht gerade ein runder Geburtstag, aber das braucht es ja auch nicht unbedingt, um an etwas oder jemanden zu erinnern. Dachte sich wohl auch der WDR und sendet am morgigen Montag, 9. Januar 2023, ein ZeitZeichen zum Geburtstag der am 9. Januar 1908 geborenen und 1986 in Paris gestorbenen Simone de Beauvoir. Der Autor Christoph Vormweg hatte bereits im vergangenen Oktober ein ZeitZeichen zu Albert Camus produziert. Sicherlich wird die Beauvoir darin als Autorin und Philosophin, als Ikone der Frauenbewegung und in ihrem Verhältnis zu Sartre im Mittelpunkt stehen, aber mal schauen, vielleicht kommt Camus ja doch am Rande vor. Das eher kühle Verhältnis zwischen Beauvoir und Camus einmal nachzuskizzieren, ist eines der vielen Themen, die noch auf der langen Blog-Liste stehen… Endgültig getrübt war es nach Erscheinen von Beauvoirs Roman Die Mandarins von Paris, der von vielen als „Schlüsselroman“ angesehen wurde und bis heute wird (was die Autorin selbst freilich bestritten hat). 1954 erhielt sie dafür den renommierten Literaturpreis „Prix Goncourt“. Camus ist in dem Roman in der Gestalt des Henri Perron erkennbar, Sartre in der des Robert Dubreuilh.
Am 12. Dezember 1954 notiert Camus während eines Rom-Aufenthaltes in sein Tagebuch:
„12. Dezember. Eine Zeitung fällt mir in die Hände. Die Pariser Komödie, die ich vergessen hatte. Die Posse des Goncourt. Diesmal für Die Mandarins von Paris. Anscheinend bin ich hier die Hauptperson. In Wahrheit der in seiner damaligen Tätigkeit genommene Autor (Leiter einer aus der Widerstandsbewegung hervorgegangenen Zeitung), und alles übrige ist falsch, die Gedanken, die Gefühle und die Handlungen. Mehr noch: Die zweifelhaften Handlungen aus dem Leben Sartres werden mir großzügig aufgehalst. Abgesehen davon Dreck. Aber nicht absichtlich, gewissermaßen wie man atmet. Fühle mich besser. Grauer Tag. Es regnet auf Rom, dessen gründlich gewaschene Kuppeln schwach schimmern. Mittagessen bei F.G. Abend allein, ohne Fieber.“ *
Interessant in diesem Zusammenhang ist eine sehr ausführliche Kritik zur Veröffentlichung des Romans in deutscher Übersetzung im Spiegel 5.12.1955, die man zur Gänze im Netz nachlesen kann mit dem Titel „Fast ein Meisterwerk“.
Das ZeitZeichen wird gesendet am 9. Januar 2023 auf WDR 5 (9.45 Uhr) und WDR 3 (17.45 Uhr), SR 2 KulturRadio: (9.05 Uhr) und NDR-Info: (20.15 Uhr). Als Podcast im Anschluss jederzeit nachzuhören unter: wdr.zeitzeichen-geburtstag-simone-de-beauvoir
Herzlichen Dank an Holger Vanicek von der Albert Camus Gesellschaft für den Hinweis auf die bevorstehende Ausstrahlung des dieses ZeitZeichens!
Danke, liebe A-K , ganz herzlichen Dank
für diesen Kommentar von Camus am 12. Dezember 1954
Ich kann die Verlogenheit dieser beiden Figuren , de Beauvoir und Sartre, nicht ertragen, die nie den Mut gehabt haben zu sagen,
_dass sie sich geirrt haben , als Stalins Untaten nicht mehr zu verheimlichen waren
(_und auch nicht , dass Camus Recht hatte!!)
„“Ich fühle mich besser!“
Lieber J-L, das freut mich!
Chère Anne-Kathrin,
Toutes mes félicitions pour le dixième anniversaire de ton blog qui fait le bonheur de « l’ami allemand» camusien
À propos Simone de Beauvoir, son livre presqu’autobiographique sur son année 1947 passé aux USA reste pour moi la meilleure peinture de l’Amérique. J’y ai beaucoup appris plus que dans le « deuxième sexe » HiHi.
Grosses bises lourmarinoises et à nouveau tous mes meilleurs vœux pour toi et tes proches
Chère Claudie, un grand merci pour tes félicitations et ton commentaire ! Je me réjouis d’avoir une lectrice aussi fidèle du blog à Lourmarin ! Mes meilleures salutations au village de Camus et mes meilleurs vœux pour toi aussi !