„Die Armut, um zuerst von ihr zu sprechen, habe ich nie als Unglück empfunden, denn das Licht breitete seine Schätze über sie aus. Selbst meine Auflehnung wurde davon erhellt. Es war beinahe immer – ich glaube es in aller Aufrichtigkeit sagen zu dürfen – eine Auflegung im Namen aller Menschen, damit das Leben aller Menschen ins Licht erhoben werde. Es ist nicht sicher , dass mein Herz von Natur aus zu dieser Art Liebe neigte. Aber die Umstände kamen mir zu Hilfe. Um einer angeborenen Gleichgültigkeit die Waage zu halten, wurde ich halbwegs zwischen das Elend und die Sonne gestellt. Das Elend hinderte mich zu glauben, dass alles unter der Sonne und in der Geschichte gut sei; die Sonne lehrte mich, dass die Geschichte nicht alles ist.“ *
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Der Camus-Adventskalender. Jeden Tag eine Tür und ein mehr oder weniger zufällig ausgewähltes Zitat als kleiner Gedankenanstoß für den Tag. Ich wünsche allen noch schöne Vorweihnachtstage, auch wenn sie in diesem Jahr anders ausfallen als sonst!
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*Albert Camus, Vorwort zu Licht und Schatten, in: Literarische Essays, Rowohlt-Verlag, Hamburg 1959, S. 9f.
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