Eine der besten deutschen Camus-Kennerinnen kommt auf Einladung der Albert Camus-Gesellschaft am 26. März nach Aachen: Brigitte Sändig, emeritierte Professorin von der Universität Potsdam. Bereits 1983 veröffentlichte sie bei Reclam-Leipzig die fundierte Einführung in Leben und Werk von Albert Camus, und ihr Beitrag zu Albert Camus in der Reihe der Rororo-Monographien (seit 1995 mehrfach wieder aufgelegt) gehört zum Standardprogramm – um nur zwei ihrer zahlreichen Veröffentlichungen zu Camus zu nennen. Mehrfach hat Brigitte Sändig sich mit der Rezeption des Werkes von Camus „im Osten“ beschäftigt – so auch der Titel des 2002 von ihr herausgegebenen Sammelbandes und des für Aachen angekündigten Vortrags.
In der Ankündigung sagt Brigitte Sändig dazu:
„Camus war in den sogenannten »sozialistischen Ländern« nicht nur von intellektuellem und literarischen Interesse, sein Werk konnte Handlungsvorgänge und Lebensabläufe bestimmen. Dies ist mir aus eigener Erfahrung bekannt und führte mich, als dies möglich wurde, zur Zusammenstellung und Herausgabe des Bandes »Camus im Osten«, einer Sammlung von Beiträgen von Autoren aus allen ehemals sozialistischen Ländern. In der DDR galt Camus in offizieller Lesart als Antikommunist, damit als Feind, der zu negieren und zu diffamieren war. Dennoch ermöglichte die Initiative engagierter Intellektueller das allmähliche Erscheinen seines literarischen Werkes; die Tagebücher und Essays hingegen, allen voran »L’Homme révolté«, konnten auf Grund ihrer politisch brisanten Aussagen nie veröffentlicht werden. Doch die gemeinsame Sprache eines geteilten Landes machte die Kenntnis auch dieser Schriften möglich; so bezogen sich nonkonforme Schriftsteller der DDR auf Camus und wurden zentrale Begriffe seines politischen Denkens wie Solidarität und Wahrheit für oppositionelle Gruppen bedeutsam.“
Termin: Sonntag, 26. März 2017, 12 Uhr, im LOGOI, Jakobstraße 25a in Aachen. Der Eintritt ist frei.
Webseite von Brigitte Sändig mit ausgewählten Publikationen: www.brigitte-saendig.de