Am kommenden Samstag veranstaltet die in Aachen ansässige Deutsche Albert Camus-Gesellschaft daselbst einen großen „Camus-Lesespaziergang“. 365Tage-Camus wollte wissen, was die Besucher dort erwartet und hat mit dem Vorsitzenden der Gesellschaft Sebastian Ybbs gesprochen.
Herr Ybbs, die deutsche Albert Camus-Gesellschaft veranstaltet am 25. Oktober in Aachen einen „Camus-Lesespaziergang“. Was darf man sich darunter genau vorstellen?
Sebastian Ybbs: Unter dem Motto „Camus in der City“ werden wir an zehn Stationen in der Innenstadt von Aachen aus den Büchern von Albert Camus und aus Sekundärliteratur zu ihm vorlesen. Wir haben uns dafür ganz normale Ladenlokale ausgesucht, einen Friseur, einen Teeladen, Galerien, eine Buchhandlung, einen Wollladen, mit dabei sind auch die Musikhochschule, das Zeitungsmuseum und das philosophische Institut LOGOI. Los geht es um 18 Uhr, und um 21 Uhr startet eine Abschlussveranstaltung mit szenischen Lesungen und Musik.
Was ist die Idee hinter dieser Aktion?
Ybbs: Albert Camus ist einer breiten Leserschaft durch Romane wie Die Pest oder Der Fremde, manchen vielleicht auch durch seine philosophischen Betrachtungen im Mythos des Sisyphos bekannt. Doch Camus hat mehr zu bieten: Die politischen Stellungnahmen beispielsweise sind kein Randprodukt seines Schaffens. Wir haben überlegt, wie man möglichst viele dieser Seiten an einem Abend beleuchten und das Ganze für ein breites Publikum lebendig gestalten kann.
Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie eine Auswahl getroffen und das Programm zusammengestellt?
Ybbs: Bei unseren regelmäßig stattfindenden Gesprächskreisen hat sich herausgestellt, dass unsere Mitstreiter alle ihren ganz individuellen Zugang zu Camus haben. Manche begeistern sich vor allem für seine eindringlich feinfühligen Darstellungen, andere für seine scharfsinnigen Analysen und nicht zuletzt hat uns Camus auch in unserer eigenen Kreativität inspiriert. Wir brauchten dieser Vielfalt also nur eine Struktur zu geben, die sich nun in dem Ablauf widerspiegelt.
Ist das Programm so ausgerichtet, dass die Besucher alle Lese-Stationen erleben können oder muss man eine Auswahl treffen?
Ybbs: An jeder Station wird im Stundentakt jeweils dreimal eine Viertelstunde gelesen, sodass man parallel stattfindende Lesungen hintereinander besuchen kann. Dennoch muss man wohl eine Auswahl treffen, denn es soll ja auch noch Platz für Gespräche sein, für Begegnungen und für den Austausch mit Freunden, wenn man zwischen den Orten flaniert.
Glauben Sie, dass sich die Besucher über die gesamte Zeit auf die Texte konzentrieren können?
Ybbs: So abwechselungsreich unser Programm, so vielgestaltig wird sich auch jeder Ort präsentieren. Manche unserer VorleserInnen lassen uns tief in die Sprache Camus‘ versinken, andere werden ihre Texte in eine Art Vortrag betten, es gibt auch eine Lesung in französischer Sprache … und alle unsere Gastgeber empfangen die Besucher in einem unterschiedlichen Ambiente. Der Abend verspricht somit kurzweilig und zugleich intensiv zu werden.
Zum Praktischen: Wo bekommt man die Tickets für die Veranstaltungen und mehr Informationen zum Programm?
Ybbs: Ganz viele Informationen finden Sie auf unserer Webseite www.Albert-Camus-Gesellschaft.org. Tickets zu 5 Euro, die für alle Lesungen gelten, bekommt man an den jeweiligen Veranstaltungsorten. Dort liegen auch die Flyer aus, die mit den jeweiligen Beschreibungen der Lesungen und einem Wegeplan eine praktikable Übersicht bieten.
365Tage-Camus sagt herzlichen Dank für das Gespräch und wünscht einen schönen und anregenden Abend!