„Die ersten heißen Tage. Erdrückend. Alle Tiere liegen auf der Flanke. Merkwürdige Beschaffenheit der Luft über der Stadt im sich neigenden Tag. Die Geräusche, die emporsteigen und sich darin verlieren wie Luftballons. Unbeweglichkeit der Bäume und der Menschen. Auf den Terrassen maurische Frauen, die plaudernd auf den Abend warten. Kaffee wird geröstet, und auch sein Geruch steigt herauf. Zärtliche und verzweifelte Stunde. Nichts zu umarmen. Nichts, wovor man sich, vor Dankbarkeit vergehend, auf die Knie werfen könnte.” (1)
„Die ersten heißen Tage. Erdrückend. Alle Tiere liegen auf der Flanke. Merkwürdige Beschaffenheit der Luft über der Stadt im sich neigenden Tag. Die Geräusche, die emporsteigen und sich darin verlieren wie Luftballons. Unbeweglichkeit der Bäume und der Menschen. Auf den Terrassen maurische Frauen, die plaudernd auf den Abend warten. Kaffee wird geröstet, und auch sein Geruch steigt herauf. Zärtliche und verzweifelte Stunde. Nichts zu umarmen. Nichts, wovor man sich, vor Dankbarkeit vergehend, auf die Knie werfen könnte.” (1)
Die schönsten Camus-Zitate kann man ja ohnehin immer und immer wieder lesen, und so erlaube ich mir heute, beim Zufallszitatspiel ein wenig zu mogeln und nicht zufällig eines hervorzuziehen, das ich vor Jahren schon einmal im Blog hatte. Zumal ich am Zweitwohnort im Westerwald keinen Zugriff auf meine heimische Camus-Bibliothek habe, und dieses Zitat hier an einem Tag, an dem das Thermometer schon am Vormittag auf 35 Grad im Schatten stand und sich dann auch noch eine der herumstreunenden Dorfkatzen im Schatten unter meinen Beerensträuchern niedergelassen hat, so schön passt. Gemogelt habe ich auch noch insofern, als ich das erste Wort weggelassen haben: April. hatte der 22jährige Camus notiert, als er die Worte 1936 an einem heißen Tag in Algier in sein Tagebuch schrieb. – Mich inspiriert es heute dazu, einmal ganz genau hinzuhören, was ich an diesem heißen Sommersonntagnachmittag auf dem Land höre: Es ist vor allem das Rauschen der Bäume, die sich im leichten, wellenartig aufkommenden Wind bewegen, und das verhaltene Gezwitscher der Vögel, in dem man unterschiedliche Stimmen ausmachen kann. Hin und wieder, zum Glück sehr viel seltener als an kühleren Tagen, das Schreien der Nachbarpapageien, das fremdartig die Stille durchschneidet. Hahn und Hühner liegen ganz offensichtlich tatsächlich ebenso auf der Flanke wie die Katzen. Ganz entfernt immer mal wieder brummende Motorengeräusche und sich drehende Reifen auf dem Asphalt der Dorfstraße, und noch seltener weit oben gedämpftes Flugzeugbrummen. Eine Ruhe, die ich als Kontrast zum Stadtleben mit allen Sinnen genieße. Für den Kaffeeduft werde ich gleich selbst sorgen (wenn auch nicht frisch geröstet), und jemand zum Umarmen ist auch da. Keine großen Sachen das alles, aber doch genug, um sich vor Dankbarkeit vergehend auf die Knie zu werfen.
Ich wünsche allen Camus-Freunden und Blog-Leserinnen, dass ihr etwas habt, wofür ihr heute dankbar sein könnt! Und wer glaubt, das sei nicht der Fall: Man findet immer etwas! In diesem Sinne: Allen noch einen schönen Sonntag und à bientôt!