Das war schon mal ein schöner Auftakt: Am vergangenen Montag gab Vincent von Wroblewsky einem detaillierten und interessanten Einblick in die „schwierige
Freundschaft“ zwischen Albert Camus und Jean-Paul Sartre. Am kommenden Montag, 3. Mai 2021, geht die Ringvorlesung Albert Camus – ein Philosoph wider Willen? an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf weiter, und zwar mit einem Beitrag von Brigitte Sändig. Die ausgewiesene Camus-Expertin wird unter dem Titel Hoffnung in der ‚Crise de l’homme‘ einen Einblick in eine etwas weniger bekannte Rede Camus‘ geben. Dazu gibt sie hier einen kleinen Vorblick:
„Kurz nach Ausgang des 2. Weltkriegs, gezeichnet durch die Erfahrungen von Okkupation und Résistance, tritt Camus seine erste internationale Vortragsreise an; die Abteilung für kulturelle Verbindungen des französischen Außenministeriums entsendet den erfolgversprechenden jungen Autor im Frühjahr 1946 zu einer Rundreise an US-amerikanische Universitäten. Camus hält dort mehrmals eine La Crise de l’homme (Die Krise des Menschen) betitelte Rede, in der er – im Namen seiner Generation – die Erfahrung totaler Negation des Menschlichen mit dem moralischen Durchhaltewillen der Résistant(e)s konfrontiert; hier findet er die Werte, auf die seine Hoffnung gründet und in denen er die Zukunft seines Landes sieht. Camus‘ Rede soll im Zusammenhang mit weiteren journalistischen Äußerungen aus diesen Jahren erörtert werden und – dies eventuell im Zuge der Diskussion – einen Ausblick auf die großen Werke der Folgezeit (Die Pest; Der Mensch in der Revolte) ermöglichen.“
Zur Person:
Prof. Dr. Brigitte Sändig (geb. 1944 in Dresden) hatte von 1997 bis zur Emeritierung 2009 eine Professur für Romanistische Literaturwissenschaft/Französisch an der Universität Potsdam inne. Bereits 1983 veröffentlichte sie bei Reclam-Leipzig die fundierte Einführung in Leben und Werk von Albert Camus; ihr Beitrag zu Albert Camus in der Reihe der Rororo-Monographien (seit 1995 mehrfach wieder aufgelegt) gehört zum Standardprogramm. Mit der Heimat Camus‘ verbindet sie ihre Zeit als Entwicklungshelferin in Algerien (1970/71). Über Publikationen zu Albert Camus hinaus veröffentlichte sie vielfach zur französischen und francophonen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (u.a. François-René de Chateaubriand, Benjamin Constant, Andre Gide, Georges Bernanos). In jüngeren Publikationen widmete sie sich auch allgemeinen
zeitgeschichtlichen Fragen. 2019 erschien ihre autobiographische Schrift Halb und
halb. Erinnertes aus den Deutschländern bei Königshausen & Neumann. 2011 wurde sie mit der Ernennung zum Chevalier dans l’Ordre des Palmes Académiques geehrt.
Die Ringvorlesung läuft bis zum 12. Juli 2021 und wird über das Internet gestreamt. Alle Termine im Blog hier
Die Vorträge mit anschließendem Zoom-Gespräch finden jeweils von 16.30 bis 18 Uhr statt. Alle Interessierten, die sich nicht über das Studierendenportal der Uni Düsseldorf anmelden können, wenden sich bitte per Mail an Oliver.Victor@uni-duesseldorf.de, um die Zugangsdaten zu erhalten.
Guten Tag, Frau Reif
Ehrlich gesagt, war ich enttäuscht. Erstmal war der Ton unterirdisch, man hörte ihn schlecht. Sehr schlecht.
Dann sprach er vor allem über Sartre. Alles, was heikel gewesen wäre, erwähnte er nicht oder nur kurz, oder kurvte drum herum.
Enfin, ich denke es war ein Fehler der Veranstalter ausgerechnet einen Sartre-Menschen die Eröffung zu geben.
Das Gefühl, Camus hintergangen zu haben, stellte sich bei mir ein.
Aber da Sie ein anderes Kaliber sind, ist es bei Ihnen wohl anders angekommen.
Jedenfalls freue ich mich auf die nächste Lesung. Ah ja, auch das Ablesen ist doch sehr hinderlich, finde ich. Wie ein Schulaufsatz.
Noch einen schönen Tag!
Freundliche Grüsse – Henrique Leemann
Lieber Herr Leemann, vielen Dank für Ihren persönlichen Eindruck! Die technischen Bedingungen waren sicherlich verbesserungswürdig, das sehe ich auch so. Aber gerade per Zoom einen Vortrag zu halten, der frei und nicht abgelesen ist (und dabei ein „nicht sichtbares“ Publikum im Blick haben und das eigene Kamerafeld nicht zu verlassen) ist sicherlich für die meisten ungewohnt, ungeübt und entsprechend schwierig. Ich weiß nicht, ob mir das gelingen wird! (Vermutlich eher nicht…). Mich hat am meisten das doppelte Ablesen der Zitate im Original und Übersetzung gestört, zumal gegen Ende, als klar war, dass die Zeit knapp wurde. Das Festhalten am Original um jeden Preis erscheint mir im Blick auf eine keineswegs durchgängig romanistische Zielgruppe dann doch allzu akademisch. Ich fand aber, dass Herr von Wroblewsky die Arroganz Sartres als Elite-„Normalien“ gegenüber Camus, der in Algerien nicht die Chance auf eine solche Ausbildung hatte, und der vor dem Hintergrund seiner Herkunft gleichwohl einen ungeheuren Bildungsaufstieg hingelegt hat, ganz schön herausgestellt hat und damit die große Verletztheit und auch Unversöhnlichkeit auf Seiten Camus‘ verständlich gemacht hat. – Wie gesagt: Ich freue mich sehr über Stimmen wie die Ihre hier in Kommentaren! Mich selbst sehe ich einfach nicht so sehr in der Rolle der Kritikerin (das habe ich quasi beruflich hinter mir gelassen – von einigen Ausreißern abgesehen…). Ich bin auch schon gespannt auf die nächsten Vorträge! Herzliche Grüße, Anne-Kathrin Reif
Liebe Frau Reif,
danke für diese Vorinformation und Einführung.
Herzliche Grüße
Cay Gabbe
Lieber Herr Gabbe, aber gern! Ist doch eine schöne Sache, wenn eine universitäre Vorlesungsreihe so ein breiteres Publikum findet! Herzliche Grüße, Anne-Kathrin Reif
Chère Anne-Kathrin,
Je garde un chaleureux souvenir de madame Brigitte Sändig qui, comme toi, participa aux Rencontres de Lourmarin. Ce fut la grande époque de ces universitaires étrangers et surtout de ces grands Camusiens.
N.B Tu sais qu’en France on n’attache pas la particule Prof ou Dr aux noms de famille. Loin de moi un quelconque manque de respect.
Bises Lourmarinoises chère Anne-Kathrin
Chère Claudie, peut-être tu aimerais assister à la conférence de Brigitte Sändig en streaming? Il y aurait donc au moins des retrouvailles à distance… salutations chaleureuses, Anne-Kathrin
Excellente proposition chère Anne-Kathrin.
Chères Claudie & Anne-Kathrin,
Il est vrai que depuis la Révolution française, on n’a plus trop le respect du „haut-statut“ : amour-propre vivace, amour du prochain „feignasse“ – une spécialité bien gallo-française !
Tendresses de Manosque, les filles,
Pétrus
Cher Pierre, vielleicht geht es aber nicht so sehr um Status, sondern um die Anerkennung einer Leistung und eines erworbenen Wissens? Das schließt ja die „amour-propre vivace, amour du prochain „feignasse““ nicht aus… J’envoie de l’amour à Lourmarin et à Manosque! Anne-Kathrin
Dass ist ganz auch meine Meinung, liebe Anne-Kathrin ! Wir haben alle, für unseren Glück, ein (oder mehrere) Meister(n) – Camus est l’un des plus prégnants…
Pétrus von Manosque
Cher Pierre,
Heureuse de te retrouver sur le blog de notre chère amie Ann-Kathrin.
Bises lourmarinoises
TENDRESSES, MA CLAUDIE !
PIERRE