Albert Camus und das Heilige im Diesseits

Eine Sendung zum Nachhören beim Deutschlandfunk und der erste Gesprächskreis 2024
bei der Albert Camus Gesellschaft in Aachen

Liebe Camus-Freunde und Blog-Leserinnen (und umgekehrt) – Sie haben morgen Abend (6. Februar 2024) noch nichts vor und wohnen im Umkreis von Aachen? Dann wäre der erste Jour Fixe bei der Albert Camus Gesellschaft in Aachen eine Option. Das sehr schöne, wichtige und spannende Thema lautet Albert Camus und das Heilige im Diesseits. Angeregt wurde es durch die Sendung Das Heilige im Diesseits – Albert Camus und die Religion von Burkhard Reinartz, die der Deutschlandfunk am 10. Januar dieses Jahres ausgestrahlt hat. Darin wird zwar auch viel Allgemeines, Biographisches, Bekanntes über Camus ausgebreitet (von der Kindheit in Armut bis zum tödlichen Autounfall), aber darüber hinaus bringt der in Wien lehrende Theologe und Philosoph Hans Schelkshorn einige Aspekte von Camus‘ Denken klar auf den Punkt, wie Holger Vanicek in seiner Einladung treffend feststellt. – Die Einladung gilt übrigens wie immer für alle Interessierten – ein tiefes Wissen über das Thema oder über Albert Camus ist nicht erforderlich. Vielmehr gehe es darum, sich gegenseitig zu neuen Gedanken und Erkenntnissen anzuregen, betont der Vorsitzende der Albert Camus Gesellschaft.

Das Titelthema kommt für mein Empfinden in der Sendung vom Deutschlandfunk ein gutes Stück zu kurz, aber es finden sich doch die entscheidenden Äußerungen von Camus wie „Ich habe einen Sinn für das Heilige“ (1) und vor allem diese:

Ich lese oft, ich sei Atheist. Ich höre oft von meinem Atheismus reden. Aber diese Worte sagen mir nichts. Sie haben keinen Sinn für mich. Ich glaube nicht an Gott und ich bin kein Atheist. Ich möchte festhalten, dass ich mich nicht im Besitz irgendeiner absoluten Wahrheit oder Botschaft fühle und deshalb niemals vom Grundsatz ausgehen werde, die christliche Wahrheit sei eine Illusion, sondern nur von der Tatsache, dass ich ihr nicht teilhaftig zu werden vermochte. Wenn es eine Sünde gegen das Leben gibt, so besteht diese Sünde darin, auf ein anderes, jenseitiges Leben zu hoffen, und sich der unerbittlichen Größe dieses jetzigen Lebens zu entziehen. Ich behaupte, dass ich am Glück der Engel im Himmel keinen Geschmack finde.“  (2)

Ich wünsche allen Teilnehmenden einen anregenden Gesprächsabend, bei dem das Bild von Camus als Agnostiker mit Sinn für das Heilige deutlich werden möge. Termin: Dienstag, 6. Februar 2024, um 19.30 Uhr im LOGOI, Jakobstraße 25a in Aachen (Teilnahme kostenfrei).

Vor- oder nachbereitend oder auch einfach nur so kann man sich die Sendung vom Deutschlandfunk noch in der Mediathek hier anhören.

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Die Zitate sind im Radiobeitrag naturgemäß ohne Quellenangabe. Meines Wissens handelt es sich um (1) Ein paar Fragen in Prousts Manier. Ein spätes Interview mit Jean-Claude Brisville (1959), in >Du<. Die Zeitschrift der Kultur. Heft Nr. 6/1992: Wiederbegegnung mit Albert Camus. Zürich, Juni 1992, S. 19-20. Hier antwortet Camus auf eine Frage von Brisville: „Ich habe einen Sinn für das Heilige, und ich glaube nicht an ein zukünftiges Leben; das ist alles.“ (2) Tagebücher 1951-1959. Deutsche Übersetzung von Guido G. Meister. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 1991, S. 155, Eintrag vom 1. November 1954.

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