Am Wochenende noch nichts vor? Aix-en-provence soll ja auch im Winter schön sein. Jedenfalls findet dort in der Cité du livre am kommenden Samstag ein Rencontre mit verschiedenen Programmpunkten unter dem Titel Albert Camus aujourd’hui (Albert Camus heute) statt. Das Datum, der 14. Dezember, ist mit Bedacht gewählt: Am 14. Dezember 1957, vier Tage nach der Entgegennahme des Nobelpreises in Stockholm, hielt Camus seine berühmt gewordene Rede Der Künstler und seine Zeit vor Studenten an der Universität von Uppsala. Weniger bekannt aber für die Veranstalter gleichwohl bedeutsam: Am 14. Dezember 1959 – Camus hielt sich gerade in seinem Haus in Lourmarin auf, wo er an seinem Roman Der erste Mensch arbeitete – folgte er einer Einladung nach Aix, wo er am Institut d’études Françaises einen Vortrag vor ausländischen Studenten hielt. Es war sein letzter öffentlicher Auftritt.
Das Programm der Conférence am 14. Dezember 2013:
10.30 Uhr: Agnès Spiquel, emeritierte Professorin der Universität Valenciennes und Mitglied des wissenschaftlichen Teams der Camus-Ausstellung in Aix, spricht über „Camus artiste„.
Musikalisches Zwischenspiel und Video-Clip-Präsentation mit dem Rapper Mystik.
11.15 Uhr: „Pour l’honneur de l’esprit„. Marie-Sophie Doudet, Professorin für Kulturwissenschaften am Institut d’études politiques d’Aix-en-Provence und ebenfalls Mitglied des wissenschaftlichen Teams der Camus-Ausstellung in Aix, spricht über Camus‘ letzte Conférence in Aix und stellt die Verbindungslinien zur aktuellen Ausstellung Albert Camus – citoyen du monde her; anschließend Diskussion.
14 Uhr: Führung durch die Ausstellung Albert Camus – citoyen du monde in der Cité du livre mit Mitgliedern des Wissenschaftsteams.
15.30 bis 17.30 Uhr: Podiumsgespräch „Pourquoi penser avec Camus aujourd’hui?“ (Warum heute noch mit Camus denken?) mit Catherine Camus, Joël Calmettes (Regisseur des Films Albert Camus – Lektüre fürs Leben), Charles Juliet (Schriftsteller), Hwa-Young Kim (Übersetzer), Lissa Lincoln (Professorin für vergleichende Literaturwissenschaften) und Daniel Nahon (Professor für Geowissenschaften).
Zum Abschluss des Tages spielt um 18 Uhr das Quintette à cordes du Conservatoire Darius Milhaud das Quintett in g-Moll von Wolfgang Amadeus Mozart. Anlass ist laut Programm eine Tagebuchnotiz von Camus:
„Ô père! J’avais cherché follement ce père que je n’avais pas et voici que je découvrais ce que j’avais toujours eu, ma mère et son silence.
Les cinq mouvements du quintette en G mineur de Mozart“ (Albert Camus, Cahier VII).
Ich werde am Wochenende leider nicht in Aix sein können, aber ich nehme zweierlei aus dieser Ankündigung mit: Erstens die Erinnerung an die sträfliche Tatsache, dass ich vor lauter Enthusiasmus über die Premiere des Films von Joel Calmettes nach meinem Besuch im Oktober überhaupt nicht über die Camus-Ausstellung in Aix berichtet habe und das dringend noch nachholen muss. Und zweitens den Vorsatz, eine Aufnahme dieses Mozart-Quintetts zu suchen und mir anzuhören, was Camus offenbar so gut gefallen hat, dass er den Titel im Tagebuch notierte.
* 14. Dezember, Cité du livre, Bibliothèque Méjanes, Rue des Allumettes 8-10, Aix-en-Provence
P.S. Was ich noch sagen wollte: Ich liebe dieses Foto, das den lachenden, gelösten Camus zeigt, den glücklichen Sisyphos, braungebrannt, den Mund voll Sonne. Vielleicht der Hauptgrund für diesen Beitrag…