„38. Rencontres Méditerranéennes“ in Lourmarin über Albert Camus und den Journalismus

Der Oktober wird ein Camus-Monat: Wer mag und die Möglichkeiten dazu hat, der kann von einem Festival zum nächsten reisen. Da sind zunächst die traditionellen Rencontres Méditerranéennes Albert Camus, die nunmehr zum achtunddreißigsten Mal in Lourmarin stattfinden (vom 21. bis 23. Oktober). Und gleich anschließend geht’s nach Aachen, wo die deutschsprachige Albert-Camus-Gesellschaft vom 26. Oktober bis 1.  November zum Camus-Festival unter dem Titel Der Gegenwart alles geben einlädt. 

Fangen wir mit dem zeitlich näher und räumlich entfernter gelegenen an: Die XXXVIII. Rencontres Méditerranéennes stehen heuer unter dem Thema Albert Camus et le journalisme. Da schmerzt es mein Journalistenherz natürlich besonders, dass ich nicht werde dort sein können, und ich schicke schon jetzt herzlichste Grüße nach Lourmarin!

Viele werden bei dem Stichwort „Journalismus“ in Zusammenhang mit Albert Camus sicher zuerst an seine Tätigkeiten als Herausgeber, Redakteur und Leitartikler für die Widerstandszeitung Combat denken, die er 1943 aufnahm und 1947 beendete. Tatsächlich hat Camus aber seine berufliche Laufbahn überhaupt als Journalist begonnen. Schon 1932, im Alter von 19 Jahren, hatte er erste Veröffentlichungen in Sud, einer Monatszeitschrift für Literatur und Kunst in Algier, und in Presse libre besprach er regelmäßig die neuesten Schallplatten.(1) In der Folgezeit schrieb er für Alger-Étudiant sowie für die Zeitschriften Jeune Méditerranée und Rivage; 1938 dann traf er den Chefredakteur des Alger Républicain Pascal Pia – eine Verbindung, die lebenslang halten sollte – und trat als Redakteur der Zeitung bei. Aufsehen erregte er 1939 mit einer Reportageserie im Alger-Républicain über La misère de la Kabylie, das Elend der Berber in der Kabylei. Pascal Pia war es wiederum, der ihm 1940 in Paris einen Posten als Redaktionssekretär bei Paris Soir vermittelte.

Das alles dürfte viel Stoff hergeben, den man unter die Lupe nehmen kann. In der Ankündigung der Rencontres heißt es sinngemäß:

„Die Referenten werden ihren Ansatz und ihre Lektüre der von Camus in verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlichten Artikel vorstellen. Auch Artikel von ausländischen Kollegen, mit denen Albert Camus journalistische Beziehungen unterhielt, werden untersucht. Als Journalist, der immer nah an den menschlichen, sozialen und politischen Realitäten seiner Zeit war, vergaß Camus nie, was er als die Aufgabe eines Journalisten betrachtete: 
– Die Leser so wahrheitsgetreu wie möglich zu informieren,
– Für eine Gesellschaft der Gerechtigkeit und des Friedens einzutreten, auch wenn dies bedeutete, sich gegen diejenigen zu stellen, die seine politischen Ansichten teilten, aber manchmal auch gegen sie verstießen.
Seine Integrität – zu Lebzeiten anerkannt und ein journalistisches Vorbild für unsere Zeitgenossen – bleibt als Beispiel für eine kompromisslose Ethik bestehen: «Ein einziger Fehltritt und alles geht unter: Praxis und Theorie», schrieb er. Diese Lektion ist auch heute noch aktuell.“

(1) Vgl. Olivier Todd, Albert Camus. Ein Leben, Rowohlt-Verlag, Reinbek b. Hamburg 1999, S. 61.

Zur Seite der XXXVIII. Rencontres geht es hier.

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2 Antworten zu „38. Rencontres Méditerranéennes“ in Lourmarin über Albert Camus und den Journalismus

  1. SCHOTT PIERRE sagt:

    Bien chère Anne-Kathrin,

    Ce n’est donc pas encore cette année que nous allons nous rencontrer ! Les temps présents sont mesquins…

    Soleilleuse pensée de Manosque,
    Pétrus

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