Wenn der Blog manchmal eine Weile so vor sich hindämmert wie in diesen Wochen, dann liegt es bestimmt nicht daran, dass mir die Camus-Themen ausgehen würden. Im Grunde glaube ich ja, dass sie das nie tun werden und bin selbst gespannt, wie lange der Blog noch weiterlaufen wird. Eigentlich doch eine interessante Vorstellung, auf diese Weise mit Camus alt zu werden, während ihm selbst das nicht vergönnt war. Wie würde ich wohl in, sagen wir mal, 30 Jahren auf mein Leben mit Camus zurückblicken? Aber soweit ist es zum Glück noch nicht. Immerhin aber läuft der Blog gerade in seinem fünften Jahr, obwohl er 2013 nur für 365 Tage geplant war. Am Ende des Jahres wird es also schon ein Mini-Jubiläum geben.
Jubiläum ist dann auch gleich ein schönes Stichwort, denn im Grunde ist heuer (ich liebe diesen hierzulande kaum gebräuchlichen österreichischen Ausdruck), also 2017, auch eine Art Camus-Jubiläumsjahr: Vor 80 Jahren, 1937, erschien Camus‘ erste Publikation L’Envers et l’endroit (dt: Licht und Schatten) in kleiner Auflage bei Charlot in Algier. Ebenfalls 1937 beendete er seinen ersten Roman Der glückliche Tod, den er allerdings zu Lebzeiten nie veröffentlichte. Vor 75 Jahren, 1942, reüssierte er mit seinem ersten Roman Der Fremde, der im Mai bei Gallimard in Paris herauskam. Noch im Oktober des selben Jahres folgte Der Mythos von Sisyphos, der ihn endgültig (und leider missverstandener Weise oft genug bis heute) zum „Propheten des Absurden“ machte. Vor 65 Jahren, im Juni 1947, erschien sein Jahrhundertroman Die Pest, von dem sich zwischen Juli und September 1947 bereits 96.000 Exemplare verkauften. Die Veröffentlichung der Novellensammlung L’Exil et le Royaume (Das Exil und das Reich) im März 1957, mithin vor 60 Jahren, haben wir hier im Blog immerhin schon gewürdigt. Und dann schließlich der krönende Abschluss des Jahres 1957 mit der Bekanntgabe des Nobelpreises für Literatur im Oktober und der Verleihung in Stockholm im Dezember.¹
Grund genug also (falls man einen Grund brauchen würde), um an all das zu erinnern. Aus den vielen Möglichkeiten, wie dies zu tun wäre, habe ich mir jetzt einfach mal den Étranger herausgepickt und kündige dazu heute eine kleine Serie an. „König Zufall“ hat darüber entschieden, indem er mir beim Aufräumen einen Keine-Ahnung-woher-der-stammt-Ausriss in die Hände spielte, der schön zu den gerade erst vergangenen heißen Tagen passt, und den ich flugs zu einer Illustration für diesen Beitrag gemacht habe. Seien Sie also mit mir gemeinsam gespannt auf die nächsten Folgen! In diesem Sinne: noch einen schönen Sonntag und à bientôt!
Liebe Frau Reif, Danke.
Oh, aber sehr gern, lieber Herr Mensah!
A bientôt, liebe Anne-Kathrin! Wir sind auf dem Weg in die Ferien. Übrigens: „heuer“ heisst es nicht (nur) in Österreich; es ist auch in Schwaben und anderswo in Süddeutschland gebräuchlich.
Aber das nur am Rande. Vor allem danke für das tolle Bild!
Liebe Ruth, dann werde ich mal weiter daran arbeiten, dass „heuer“ auch oberhalb des Weißwurstäquators gebräuchlicher wird ;-). Ihnen beiden wünsche ich einen schönen und erholsamen Urlaub!