Sète, 7. Juli. Ein Bummel über den Markt zählt für mich stets zu den allergrößten Freuden auf jeder Reise in den Süden. Die Farben! Die Düfte! Die unvergleichlichen tiefroten und abenteuerlich geformten Tomaten! Und dann einfach nur am Rand sitzen bei einem Café au lait oder vielleicht auch, so wie es die einheimischen alten Herren tun, beim ersten eisgekühlten Rosé des Tages, und dem Treiben zusehen. Wie bei den hiesigen Märkten üblich schließen sich auch hier in Sète an die Stände mit Obst, Gemüse, Würsten und Honig solche mit Haushaltswaren, Kleidung, Bijouterie und provenςalischen Tischdecken an. Eher unüblich ist es dagegen, auch einen Bouquinisten dazwischen zu finden. Gewohnheitsmäßig scanne ich das Angebot nach Camus-Titeln ab – und schon springt mir unter den 2-Euro-Büchern eine Taschenbuch-Ausgabe von Caligula aus dem Jahre 1958 in die Augen. Auf dem Titel Gérard Philipe, der 1945 in der Titelrolle des Caligula seinen Durchbruch feierte, bevor er zu der französischen Theater-Ikone wurde, die schon im Beitrag von gestern eine nicht unbedeutende Rolle spielte. Das Buch wandert natürlich zu Tischdecke und Tomaten in die Tüte. Die vom Vorbesitzer des Buches dick unterstrichene, alles erschütternde Erkenntnis Caligulas „Die Menschen sterben und sie sind nicht glücklich“ muss jedenfalls korrigiert werden. Die Menschen sterben – aber sie sind doch hin und wieder auch glücklich. Für mich reicht dazu schon der Bummel über einen südfranzösischen Markt.
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„Die Menschen sterben – aber sie sind doch hin und wieder auch glücklich“.
Hallo Anne, für mich ist diese Region auch immer wieder ein Grund glücklich zu sein.
Als ich vor einiger Zeit eine Woche in einem Boot auf dem Canal du Midi verbrachte,
die Zeit und Landschaft an mir vorbei gleitete hatte ich genau dieses intensive Gefühl.
Ich wünsche dir noch eine wunderschöne Zeit.
Glück ist ein sehr kurzer Moment aber sehr intensiv. Und genau diese wundervollen feinen glücklichen Farbtupfer machen unser Leben aus.
Der unzufriedene Moment ist – zumindest für mich als Künstler – sehr notwendig, um mich aus den Gewohnheiten loszutreten und vorwärts zu kommen. Oder zumindest raus aus der Statik, dem Festgefahrenen.
Könnte man Glück halten, würden wir im Leben nach nichts mehr streben und nur bleiben, da wo es sich glücklich angefühlt hat.
Aber man kann Glück nicht halten, sondern nur immer und immer wieder neu erleben.
Deshalb ziehen wir immer wieder los. So wie Du heute, zum Markt…
Gruss an Euch beide!!!