Dass ich mir jetzt am ersten endlich (!) sonnigen Mainachmittag einen Ruck gebe, um über das Camus-Programm des Monats zu berichten (jedenfalls über das, was ich davon aufgeschnappt habe), hat vor allem einen Grund: Es gibt am 13. Mai eine der seltenen Gelegenheiten, meinen Lieblings-Caligula zu sehen, und das sollte man natürlich nicht verpassen. Blog-Leser*innen, die schon länger dabei sind, wissen, dass es sich dabei um die Inszenierung von Mario Massafra im kleinen Off-Theater Rottstraße 5 in Bochum handelt (nachzulesen hier im Blog).
Wenn nicht so viel Strecke dazwischen läge, würde sich dann auch sogleich noch der direkte Vergleich mit einer veritablen Stadttheater-Inszenierung anbieten, denn auch das Theater Chemnitz hat Caligula weiterhin im Spielplan, nämlich am 4. und am 14. Mai (Regie: Robert Czechowski). Am 14. findet vor der Vorstellung um 19.30 Uhr von 17 bis 19 Uhr dortselbst ein offener Workshop für alle interessierten Zuschauer*innen statt und im Anschluss an die Vorstellung ein Publikumsgespräch (weitere Infos und Anmeldung hier). Zur Inszenierung kann ich leider nichts sagen, da ich sie nicht gesehen habe – anders als Nikolaus Habjans Menschen-Figurentheater-Version von Das Missverständnis am Volkstheater in Wien, die dort am 8. und am 29. Mai wieder zu sehen sein wird: Meine Hymne auf dieses Theatererlebnis kann man hier im Blog nachlesen.
Das Bonner Euro-Theater, wo Die Gerechten und Der Fremde verlässlich dauer-läuft, macht diesen Monat mal Camus-Pause (bzw. nur eine geschlossene Vorstellung), aber Die Gerechten entdeckte ich noch bei der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin. Der zunächst verblüffende Doppeltitel Die Gerechten / Das fahle Pferd erweist sich bei näherem Hinschauen als sinnreiche Kombipackung, wird hier Camus‘ Revolte-Drama doch kombiniert mit dem Tagebuchroman des russischen Terroristen Boris Sawinkow, der Inspiration und Wurzel der Geschichte. „1949 wird das Drama uraufgeführt: In Paris. Seitdem wird alles komplizierter, komplexer, katastrophaler. Statt Zaren verenden Zivilisten auf dem Asphalt. Weltsprache Terror. Ein Grund mehr, diese großen Schatten heraufzubeschwören“, heißt es in der Ankündigung treffend (Regie und Bühne: Marcel Kohler). Vorstellungen am 27. und 28. Mai, mehr Infos hier.
Zu guter Letzt noch ein Hinweis auf den monatlichen Jour Fixe bei der Deutschen Albert Camus Gesellschaft in Aachen: Beim nächsten Termin am Dienstag, 3. Mai, lesen Teilnehmer*innen des (offenen) Gesprächskreises unter dem Titel „Mein Camus“ Ausschnitte aus „Lieblingstexten“, darunter solche aus Der Wind in Djemila, Hochzeit des Lichts, Für Dostojewski aus Libertäre Schriften, Der treibende Stein und andere. Beginn: 20 Uhr im Logoi, Jakobstraße 25, in Aachen. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch noch eine Ausstellung, die zwar nicht von Albert Camus handelt, aber von der Albert Camus Gesellschaft organisiert wird: nämlich eine Ausstellung über die aktuellen Hilfsprojekte der „Grünhelme e.V.“, der Hilfsorganisation von Rupert Neudeck, der sich in seinem lebenslangen humanitären Engagement ausdrücklich und immer wieder auf Camus bezieht (10. Mai bis 2. Juni in der Citykirche Aachen, Großkölnstraße). Am 3. Juni wird es bei der Camus-Gesellschaft übrigens eine hoffentlich interessanten Abend zum Thema Camus und die Liebe geben, aber davon erzähle ich dann beim nächsten Mal.