„Mut proben” – das ist das Spielzeitthema des Landestheaters Salzburg für die kommende Saison, in der das Haus sein 120-jähriges Bestehen feiert. Aus der bröckelnden Kulturregion des Bergischen Landes blickt man ein wenig neidisch auf das vielseitige Drei-Sparten-Programm, das in jeder Sparte mindestens eine Uraufführung aufweist, und in dem sich der Hausherr so eindeutig zur gesellschaftlichen Bedeutung des Theaters bekennt: „Innovative Impulse können vom Landestheater nur ausgehen, wenn es sich als lebendiger Organismus versteht. Dazu gehört auch die Überzeugung, dass Theater der Gesellschaft etwas zu geben hat, ein Mehr an Menschlichkeit, Persönlichkeit, einen Spiel- und Kommunikationsraum„, schreibt Intendant Carl Philip von Maldeghem auf der Homepage zum Leitbild des Theaters. Eine Auffassung von Theater wie sie auch Camus vertreten hat.
Und so passt es denn auch schön, dass eine von gleich drei Uraufführungen im Bereich Schauspiel „Die Pest“ nach der Romanvorlage von Camus ist. Die Spielfassung stammt vom Hausherrn selbst. „Mut proben” – unter dieses Motto fügt sich Die Pest natürlich blendend ein: Mut beweist Dr. Rieux, als er der Tatsache der Seuche ins Auge sieht und fordert, die nötigen Maßnahmen zu ergreifen, während die offiziellen Stellen noch mit Beschwichtigen und Abwiegeln beschäftigt sind. Mut beweisen er und seine Mitstreiter, indem sie den Kampf gegen die Pest aufnehmen, obwohl sie wissen, dass er nicht zu gewinnen ist. Mut beweist der Journalist Rambert, als er den Gedanken an Flucht gerade dann aufgibt, als sie möglich geworden ist. Mut beweist Joseph Grand, der beschließt, seiner vor Jahren verlorenen Liebe Jeanne einen Brief zu schreiben, nachdem er von der Pest genesen ist. Mut beweisen all jene, die wie Camus selbst inmitten der Plage, ob sie nun Pest heißt, Krieg, Diktatur oder einfach Leben, aufbegehren und einstehen für die Idee der Humanität.
Im Spielzeitheft des Salzburger Landestheaters heißt es dazu: „Dr. Rieux bleibt standhaft in einer Haltung des Humanismus und der unbedingten Solidarität und vermag es, ungeachtet der Absurdität und Ungerechtigkeit, seiner Welt ein ständiges „trotzdem“ entgegenzusetzen. Dies markiert innerhalb des Existentialismus einen Wendepunkt, denn neben das Element der Einsicht in die allgemeine Sinnlosigkeit der Welt rückt die Forderung, dieser Situation mit einer ständigen Revolte der Menschlichkeit zu begegnen.
Schon im Aufbau seines Romans hat sich Albert Camus stark am Schema des klassischen Dramas orientiert, deswegen liegt der Gedanke nahe, ein dramatisches Szenario zu entwickeln. Neben der Hauptfigur des Arztes fächert Camus ein buntes Personenpanoptikum auf, das eine vielfältige gesellschaftliche Spiegelung ergibt. Die Spielfassung von Carl Philip von Maldeghem für das Salzburger Landestheater verdichtet den Roman in der Perspektive des Chronisten Dr. Rieux.“
Premiere am Landestheater Salzburg ist am 18. Januar 2014, letzte Vorstellung am 6. Juni 2014. Weitere Termine und Tickets hier. Am 26./27. Mai 2014 ist die Inszenierung am Theater der Stadt Schweinfurt zu sehen.