So, es geht weiter in eigener Sache, was aber natürlich auch und vor allem „in Sachen Camus“ bedeutet. Ich freue mich über die Einladung der Buchhandlung & Galerie Böttger in Bonn, wo ich am Mittwoch, 6. November, meinen Vortrag Der unbekannte Camus – Vom Absurden zur Liebe halten werde. Da momentan so viel von Camus und seinen Liebschaften die Rede ist, sehe ich mich veranlasst in aller Deutlichkeit darauf hinzuweisen: Darum geht es bei mir nicht.
Worum es geht, fasst die Vortrags-Ankündigung auf der Webseite der Buchhandlung ganz gut zusammen, weshalb ich sie hier wiedergebe:
„Am 7. November 2013 wäre der Philosoph und Schriftsteller Albert Camus 100 Jahre alt geworden. Vor allem als Autor bedeutender Romane wie Der Fremde und Die Pest und durch die späte posthume Veröffentlichung seines letzten unvollendeten Romans Der erste Mensch ist er auch heute noch in vielen Köpfen lebendig. Zu seinem 100. Geburtstag erschienene Biografien rollen das Leben des in Algerien in ärmsten Verhältnissen geborenen späteren Literaturnobelpreisträgers erneut auf. Gibt es überhaupt noch etwas, das seinem Leserkreis bisher unbekannt geblieben sein könnte? Anne-Kathrin Reif meint: Ja. Denn bis heute wird sein Denken weitestgehend mit den Begriffen des Absurden und der Revolte identifiziert. Albert Camus hat sein Werk jedoch auf drei „Stadien“ hin angelegt: Das dritte sollte das der Liebe sein. Jedes dieser drei Stadien sollte literarische, dramatische und essayistische Schriften umfassen, die sich gegenseitig ergänzen und erhellen. Sein früher Unfalltod im Jahr 1960 verhinderte die Ausarbeitung des dritten, abschließenden Werkstadiums. In ihrem Buch Albert Camus – Vom Absurden zur Liebe, das im Oktober im Bonner Djre Verlag erscheint, schreitet die Autorin im Lichte dieses Wissens den Denkweg von Albert Camus von den frühen literarischen Essays bis zum unvollendeten Roman Der erste Mensch noch einmal ab und legt dabei die Spur des erst noch geplanten ,Stadiums der Liebe‘ frei. Der Vortrag stellt ihren Interpretationsansatz vor, der nicht nur manche bekannte Werke in neuem Licht erscheinen lässt, sondern auch die Bedeutung Albert Camus‘ für ein gegenwärtiges Philosophieren neu bestimmt.”
Im Anschluss an den etwa 50-minütigen Vortrag gibt es die Gelegenheit zum Gespräch. Und wer dann noch mehr wissen will, hat die Gelegenheit, das druckfrische Buch zu erwerben… Dass es dann da sein wird, ist abgemacht!
* Termin: Mittwoch, 6. November 2013, 19.30 Uhr. Ort: Buchhandlung Böttger, Maximilianstr. 44, in Bonn (Eintritt frei).
Ich habe ihr neues Buch über Albert noch nicht gelesen, aber dass Camus sein Werk auf drei Stadien „angelegt“ hat erscheint mir doch etwas gewagt und konstruiert!
Ich denke auch er wollte letzlich die Stadien des „Absurden“ und der „Revolte“ überwinden ( weitgehend im Hegelschen Sinn auf eine neue Ebene heben, ohne gleich das Absolute mit zu denken?), aber von „angelegt“ wird man, und auch Camus selbst, wohl nur retrospektiv reden können!!! Wann kam ihm diese Idee?
Gerade aufgrund seiner „Licht und Schatten“ Erfahrungen unter der algerischen ( „zwiespältigen“) Sonne, den zwiespältigen Kriegserfahrungen ( “ Tod und Solidarität“), den persönlichen, ebenso zerbrechlichen, wie zwiespältigen Erfahrungen als „Don Juan“ ( für die wir Camus weder beneiden, noch „verurteilen“ noch „von Schuld frei sprechen“ brauchen; wird übrigens nicht „La Chute“ viel zu wenig im Werk Camus´Beachtung geschenkt), in seiner suchenden Existenz als Künstler etc. suchte er eine Überwindung der erfahrenen Zwiespältigkeit. Man könnte diese im umfassenderen Sinn als Suche nach möglichen „Einheitserfahrungen“ bezeichnen, die auch „Liebe“ in den unterschiedlichen Formen (auch die erotische) einschließt. Wie weit es für Camus selbst einmal möglich gewesen wäre darin auch für sich die „Gottesliebe“ einzuschließen, mag dahin gestellt sein, bleibt reine Spekulation, auch wenn er sich viel mit dem „algerischen“ Bischof Augustinus beschäftigt hat. Eine Gesprächsbasis hat er sicherlich gehabt mit einem christlichen Denken und Handeln, das sich nicht einfach aus der Welt und dem solidarischen Handeln verabschiedet. Warum hätte ihm nicht ein südamerikanischer Papst Franziskus mit mitteleuropäischen Wurzeln sympathisch sein können? Wie ich überhaupt glaube, dass Camus heute politisch v.a. durch sein Denken des „rechten Maßes“ gelesen und gehört werden sollte!
Ich werde mich jedenfalls freuen ihr neues Buch zu lesen und bin gespannt zu welchen „Conclusionen“ sie kommen und in welche philosophischen Zusammenhänge sie mich führen.
Ihr Vortrag in Bonn würde mich sehr interessieren. Leider bin ich im Ausland.
Welche „Liebe“ meinen Sie? Ich frage mich bei der Lektüre von Camus , ob und wann er
auf das/zum christlichen , von den Religionen modernste Verständnis von Liebe
gestoßen wäre. Das könnte eine Frage sein, die man auch Todd stellen könnte.
Ich freue mich immer wieder über die Hingabe, mit der sie sich mit Camus befassen
und sein Denken uns in so vielen Facetten vermitteln. Danke!
Lieber Herr Dr. Franke, zunächst vielen Dank für das freundliche Kompliment, ich freue mich, dass Sie mitlesen. Zugleich muss ich um Verständnis werben, dass ich zurzeit keine so tiefgreifenden inhaltlichen Fragen beantworten kann – es fehlt einfach die Zeit. Was auch mit meinem im Erscheinen begriffenen Buch zu tun hat, wo man übrigens in aller Breite nachlesen kann, was es mit der Liebe bei Camus auf sich hat! Aber gewiss werde ich mich dem Thema immer wieder mal auch im Blog widmen. Bleiben Sie dran! Herzliche Grüße, Anne-Kathrin Reif