Ich habe den Blog zu lange allein gelassen… Zuviel Alltag in diesen Tagen, und zu viele Abschiede. Heute aber ist ein strahlender Tag, der verlockt, wieder einmal mit Camus auf die Reise zu gehen. Und nicht nur über Camus zu sprechen oder über Menschen, die über Camus sprechen, sondern Camus selbst sprechen zu lassen. Schließlich hatte mit der Idee eines „Zitat des Tages“ hier in diesem Blog alles mal angefangen…
Bei einem „Zitat zum Sonntag“ stellt sich natürlich die Frage der Auswahl. Ein Zufalls-fund: Ins Regal greifen und Camus irgendwo aufschlagen? Finde ich hübsch, das kommt dann vielleicht noch. Heute dachte ich aber wieder einmal an die wunderbare Suite Camus von Andreas Arnold und begebe mich noch einmal auf ihre Spuren, das heißt auf die Spuren von Camus und seinen Lieblingswörtern:
„Die Welt, der Schmerz, die Erde, die Mutter, die Menschen, die Wüste, Ehre, das Elend, der Sommer, das Meer.“ (1)
Heute also Folge Nr. 1: Die Welt
„Und ebenso führen jenseits der gelben Mauern Orans das Meer und die Erde ihre gleichgültige Zwiesprache weiter. Dies Dauernde in der Welt hat von jeher eine gegensätzliche Wirkung auf den Menschen ausgeübt. Es bringt ihn zur Verzweiflung und begeistert ihn. Die Welt spricht immer nur ein einziges Wort aus, und man wird von diesem Wort gepackt, dann seiner überdrüssig. Doch schließlich siegt die Welt durch ihre Beharrlichkeit. Sie hat immer recht.” (2)
Ich wünsche allen Blog-Leserinnen und Lesern noch einen schönen Sonntag in nicht gleichgültiger Zwiesprache mit der Welt und mit Camus. À bientôt!
Zum Zitat: “ Sie“-die Welt – „hat immer recht“ (korrekt: kleingeschrieben, denn gemeint ist nicht, dass die Welt ein Recht hat, sondern recht hat, d.h. nicht irrt) fällt mir folgendes Zitat ein ein:
„Das was ist, kann nicht wahr sein.“ (Ernst Bloch, Philosophische Grundfragen I, Frankfurt 1961, Seite 65)
( Interpretationsmöglichkeiten: 1) Wenn das Seiende wahr wäre, wäre alles wahr und nichts falsch. 2) Nur Aussagen können wahr sein. 3) Wahrsein ist ein Werturteil. 4) Letzte Wahrheit lässt sich mangels Metaebene der Beurteilung weder veri- noch falsifizieren. 5) Wahrheit ist selbst etwas Seiendes, setzt daher das Sein voraus und kann somit für dieses selbst nicht gelten.)