„Während die Werke des Menschen nach und nach die unendlichen Weiten unter sich begraben haben, in denen die Welt schlummerte, und zwar in solchem Ausmaß, dass sogar die Vorstellung der unberührten Natur heute dem Mythos des Gartens Eden angehört (es gibt keine Inseln mehr), indem er die Wüsten bevölkerte, jeden Streifen Strand in Grundstücke aufteilte, sogar den Himmel mit groben Flugzeugstrichen schraffierte und nur jene Gegenden schonte, wo der Mensch eben nicht leben kann, hat gleichermaßen und zur gleichen Zeit (und deswegen) das Geschichtsgefühl nach und nach das Naturgefühl im Herzen der Menschen unter sich begraben und dabei dem Schöpfer entzogen, was ihm bis dahin zukam, um es dem Geschöpf zurückzugeben, und dies alles in einer so mächtigen und unaufhaltsamen Bewegung, dass wir den Tag voraussehen können, an dem die stille Schöpfung der Natur restlos durch die scheußliche aufdringliche Schöpfung des Menschen verdrängt sein wird, die vom Geschrei der Revolution und Kriege dröhnt, vom Lärm der Fabriken und der Eisenbahn, unwiderruflich schließlich und siegreich im Ablauf der Geschichte; und dann hat sie ihre Aufgabe auf dieser Erde erfüllt, die vielleicht darin bestand, zu demonstrieren, dass alles noch so Großartige und Erstaunliche, was sie in Jahrtausenden zu vollbringen vermochte, nicht soviel wert war, wie der flüchtige Duft der Heckenrose, das Tal der Olivenbäume, der Lieblingshund.” (1)
Da mein Bericht über den Vortrag von Prof. Heinz Robert Schlette zu Albert Camus und die Juden noch ein bisschen Zeit braucht und ich gerade bemerkte, dass heute wieder der jährliche „Tag der Erde“ begangen wird, habe ich einfach mal wieder dieses wunderbare Zitat herausgesucht. Kann man sich ja gar nicht oft genug ins Gedächtnis rufen! Ich wünsche allen Blog-Leserinnen und Camus-Freunden noch einen schönen Sonntag – auf dass wir alle jeden Tag etwas für unsere Erde tun, nicht nur am „Tag der Erde“.
Liebe Frau Reif,
dass heute „der Tag der Erde“ ist, war mir unbekannt, vielen Dank aber für das wunderbar dazu passende Zitat aus den Tagebüchern von Camus und den großartigen Blick vom Château de Lourmarin aus ins Weite. Dank auch nochmals für Ihr Buch, das mich veranlasst hat, mich erneut mit „Le mythe de Sisyphe“ und L‘homme révolté“ zu beschäftigen. Man könnte wirklich an 365 Tagen Camus lesen und würde immer noch Neues und Erhellendes finden.
Ihnen ebenfalls noch einen schönen Sonntag wünscht
Hannelore de Crozals-Micknass
Liebe Frau de Crozals-Micknass, ganz herzlichen Dank für Ihre freundlichen Worte! Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Freude beim täglichen Entdecken von Camus! Herzliche Grüße, Anne-Kathrin Reif