Sète, 31. Dezember 2014. Was für eine schöne Abendstimmung am letzten Tag dieses Jahres. Die in zartem Rosa eingefärbten Wolken spiegeln sich im Wasser, und während der Himmel noch das Licht des Tages festhält, gehen am Quai schon die Laternen an. Ich sitze im Café mit Blick auf den Kanal, der Tag war klirrend kalt und blau, und Camus ist auch an diesem letzten Tag des Jahres nicht nur geographisch wieder einmal sehr nah. Beim Morgenspaziergang am fast menschenleeren Strand, mitten im Winter übergossen von einem Übermaß an Licht und mit Blick auf das leuchtende Meer, wurde mir einmal mehr bewusst, wie recht Camus hatte, wenn er sagte, dass die wahren Reichtümer nichts kosten. Statt beizeiten einen ordentlichen Jahresrückblick für den Blog zu verfassen, habe ich also lieber am Strand meine Gedanken von der Leine gelassen, wo sie sogleich den herumtollenden Hunden hinterhergejagt sind, und ich sie nur mit Mühe wieder einfangen konnte. So bleibt mir jetzt nur noch wenig Zeit um mich voll Dankbarkeit von diesem Jahr zu verabschieden und mich bei all jenen, die den 365 Tagen-Camus auch im zweiten Jahr gefolgt sind, sehr herzlich zu bedanken.
„Wie lange willst du das eigentlich noch machen?”, wurde ich erst kürzlich gefragt… „Solange ich Lust dazu habe“, lautet die Antwort. Und: Ich habe noch Lust dazu. Die Ermunterungen, weiterzumachen, die mich in den letzten Tagen erreichten, haben mich sehr gefreut und ihren Teil dazu beigetragen. Ansonsten könnte ich auch mit leichter Variation dasselbe sagen wie im vergangenen Jahr: …Und dann liegen da noch die Bücherstapel, über die ich noch nicht berichtet habe, und es werden auch 2015 gewiss noch neue hinzu kommen; es wird auch 2015 wieder Aktuelles über Camus im Theater zu berichten geben und sicherlich vieles, was sich erst noch übers Jahr auftun wird… Die Themen werden jedenfalls gewiss nicht ausgehen.
Ob und wie viel Zeit es allerdings geben wird, das alles zu verfolgen, muss sich erst noch zeigen, denn ich werde mein Leben (mit und ohne Camus) wieder einmal neu organisieren müssen. Nachdem mir die allgemeine Krise in der Zeitungsbranche zu Beginn diesen Jahres den Abschied von meinem einst sehr geliebten Redaktionsjob abverlangt hatte, mir im Nachgang aber auch ein ganz wundervolles Jahr mit neuer Freiheit beschert hat, hat sich nun das Blatt eher ungeplant noch einmal gedreht, und ich freue mich auf ein neues Jahr mit einer neuen, spannenden Aufgabe bei der Pina Bausch Foundation in Wuppertal, die sicherlich einen Großteil meiner Zeit in Anspruch nehmen wird. Ungeachtet dessen, was hier im Blog davon sichtbar werden wird: Camus wird mich ganz sicher auch weiterhin begleiten. Und ich würde mich freuen, wenn Sie, liebe Camus-Freundinnen und -Freunde die 365 Tage-Camus weiter begleiten würden.
Auch das nächste Jahr wird wieder 365 Tage haben. Wer weiß, was sie bringen werden? Um Mitternacht wird eine neue Tür aufgehen. Lassen wir uns doch einfach gemeinsam überraschen – auf ein neues Camus-Jahr 2015! In diesem Sinne: Bonne année et à bientôt!
P.S. Den Blog-Rückblick in Zahlen hat WordPress mir übrigens freundlicher Weise abgenommen: „Die Konzerthalle im Sydney Opernhaus fasst 2700 Personen. Dieses Blog wurde in 2014 etwa 38000 mal besucht. Wenn es ein Konzert im Sydney Opernhaus wäre, würde es etwa 14 ausverkaufte Aufführungen benötigen, um so viele Besucher zu haben, wie dieses Blog. Die Besucher kamen insgesamt aus 101 Ländern. Die meisten Besucher kamen aus Deutschland, Österreich und Frankreich. Mit 675 Besuchern war der 15. Juli der geschäftigste Tag des Jahres. Aus meinem Tagebuch (1) war der beliebteste Beitrag an diesem Tag.“
Verwandte Beiträge:
Am letzten Tag des Camus-Jahres – Abschied und Neubeginn (2013)